Goethe Gesellschaft Gera e.V. » Rückblick

Mitgliederversammlung

3. Dezember Mitgliederversammlung und Bericht zum Goethejahr 2014

Am 2. Dezember 2014 führten wir die satzungsgemäße Wahl-Mitgliederversammlung durch. Daran nahmen 17 Miglieder und drei Gäste teil. Elke Sieg erstattete den Bericht der Geschäftsführung. Kassenprüferin Vera Richter bescheinigte eine umsichtige und einwandfreie Kassenführung. Sodann wurde der neue Vorstand gewählt. Es stellten sich drei Kandidaten zur Wahl. Sie wurden jeweis einstimmig gewählt. Es konstituerte sich der neue Vorstand: Elke Sieg als Geschäftsführerin, Michael Roth als stellvetretender Vorstand, Bernd Kemter als Vereinsvorsitzender.

Kemter erstattete zuvor den Bericht. Hier folgt auszugsweise der Text:

Liebe Goethefreundinnen, liebe Goethefreunde!

Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende. Wir können voller Freude und Stolz feststellen, dass wir mit einer Ausnahme, auf die ich noch zu sprechen kommen werde, unser Jahresprogramm vollständig und erfolgreich absolviert haben. Das Jahr war vollgepackt mit schönen Ereignissen.
Wieder haben wir schöne, interessante Vorträge erlebt. Begonnen hat das Jahr mit einer Lesung von Erika Seidenbecher über Caroline Schlegel-Schelling. Sodann eröffnete unser langjähriger Referent Dr. Thomas Frantzke aus Leipzig den Vortragsreigen mit einem vergessenen Jugendwerk Goethes „Claudine von Villa Bella“. Ein ebenso lieber Gast besuchte uns im März. Dr. Arnold Pistiak aus Potsdam referierte zu Eislers „Johann Faustus. Die weiteren Themen und Referenten möchte ich nur kurz nennen: Anakreontische Dictung (Prof. Kertscher, Halle), Wagner und Goethe (Barbara Kiem, freiburg/Breisgau, Goethe und Brasilien (Sylk Schneider, Weimar). Im September hörten wir einen anregenden Vortrag über den Köstritzer Liederdichter Julius Sturm (Barbara Dölitzsch, Gera, im Oktober Goethe, Franken, Wein und Frauen (Dr. Hans Bauer, Kitzingen) und im November über die bayerische Dichterin und Feministin Emerenz Meier. Unseren Mitgliedern Erika Seidenbecher, Barbara Dölitzsch und Angelika Kemter gilt unser herzlichster Dank für ihre fleißige, tiefgründige und anregende Recherche. Das Jahresprogramm zeigt aber auch, dass unser Referentenkreis sich mittlerweile über ganz Deutschland erstreckt, und dies wird wohl künftig noch weitere als die genannten Orte umfassen.
Ein unverzichtbarer Bestandteil insbesondere für ein reges freundschaftliches geselliges Miteinander stellen unsere Ausflüge dar. Im April begaben wir uns auf die Spuren des Fabeldichters Gellert, samt Besichtigung einer merkwürdig kuriosen Camera obscura, und auch der Frühlingsausflug nach Wonsees/Sanspareil dürfte noch in bester Erinnerung sein, zumal sich dort auch Kulmbacher Freunde einfanden. Dank an alle, die sich in der Lage fühlten, unsere mitgebrachten Bänke ins Felsentheater hin und zurück transportierten. An dieser Stelle ist auch unserem Mitglied Otti Planerer zu ihrem schönen Vortrag zu den Salonnieren zu danken, den wir in freiem Walde, in diesem Felsentheater hören durften.
Ein weiterer Höhepunkt war unsere Mehrtagesfahrt nach Wetzlar, gut begleitet von dortigen Goethefreunden.
Einen schönen Sommertag verlebten wir sodann in Reichenfels/Hohenleuben. Die idyllisch gelegene Lochmühle im Triebestal, der Meuseumsbesuch mit kleiner Lesung von Erika Seidenbecher, und vor allem das kleine Konzert unseres Mitglieds und Sängerin Renate Kette, begleitet von Frau Müller auf dem Piano, all dies hat sicherlich allen gut gefallen. Und wie immer bei unseren Zusammenkünften gab es auch etwas Gutes zu essen und zu trinken.
Einen großen Erfolg verbuchten wir mit der Lesung aus „Schwarzes Eis“ mit dem Autoren Sergej Lochthofen zu Goethes Geburtstag im Sparkassensaal. Der Saal war brechend voll, und wir möchten auch nicht verhehlen, dass uns der Erlös einiges auf unser Konto für das große Treffen 2016 in Gera spülte.
Im Herbst stand wiederum ein traditioneller Ausflug an. Er führte uns diesmal an den Geiseltalsee. Wir erlebten eine schöne Fahrt in der Touristenlokomotive rund um den See, kosteten Federweißer und hatten viel Freude bei der Martha-Aufführung im Liebhabertheater Bad Lauchstädt.
Damit nicht genug. Die Geraer Goethe-Gesellschaft war Mitorganisator des 1. Waldecker Goethe-Tages Ende September, den wir gemeinsam mit der Gemeinde und dem Feuerwehrverein ausrichteten. Er gestaltete sich zu einem schönen Erfolg. Dank gilt hier insbesondere Michael Roth für seine Organisaton der Kinderspiele, Vera Richter, Angelika Kemter und Helga Zauft, die den Büchertisch im Festzelt betreuten.
Auch besuchten wir Anfang September im Liebhabertheater Schloss Kochberg das Singspiel „Erwin und Elmire“, das uns allen gefallen hat.
Ich möchte an dieser Stelle allen Mitgliedern, altgedienten und neuen, danken, die auch 2014 zur Stange hielten. Mein Dank gilt auch meinen beiden Vorstandskollegen Elke Sieg und Michael Roth; wir sind ein gutes Team, bei uns gibt es weder Streit, Gerangel, Missgunst oder dergleichen mehr. Wir diskutieren unsere Vorhaben, ziehen an einem Strang. Das ist mit Blick auf andere Ortsvereinigungen durchaus nicht selbstverständlich.
Ich bitte Sie, besuchen Sie auch weiterhin unsere Vorträge. Hier könnten einige Mitglieder durchaus häufiger erscheinen. Und nehmen Sie auch an den Ausflügen teil. Der Vorstand hofft, Ihren Geschmack getroffen zu haben.
Für das neue Jahr stehen wieder anspruchsvolle Vorhaben an. Das Neue dabei ist, dass unsere Gesellschaft gewissermaßen Pate gestanden hat für die Neugründung einer Erfurter Goethe-Gesellschaft. Dies heißt, dass wir bei einigen Ausflügen auch Goethefreunde aus der Landeshauptstadt begrüßen dürfen. Zwischen beiden Vereinen soll sich ein freundschaftliches Miteinander entwickeln. Die Zukunft wird zeigen, ob die Chemie stimmt. Da ich nun als Vorsitzender gewählt wurde, neben meinem Freund Dieter Schumann als Geschäftsführer, hat sich kein weiterer Erfurter bereitgefunden, für den Vorstand zu kandidieren, bitte ich um eine gewisse Entlastung. Es wäre sehr schön, wenn sich drei, vier Mitglieder finden würden, die im Nachgang der Vorträge die zusammenfassenden Berichte für unsere Homepage schreiben würden.
Im Oktober gab es zudem ein klärendes, ermutigendes Gespräch in Kulmbach. Die Kulmbacher bekräftigten nachdrücklich, dass sie weiterhin mit uns zusammengehen wollen. Wir brauchen wieder einmal einen kräftigen Anschub. Dem dient unser mittlerweile dritte Literaturstreit. Ich bitte Sie alle, sich rege daran zu beteiligen.
Ich will es bei diesen wenigen Bemerkungen belassen, nur noch eines erwähnen. Unsere Vereinsfinanzen sind, dank der Bemühungen von Elke Sieg, gesund, wir haben auch die diesjährige Steuerprüfung gut überstanden. Auch das Sonderkonto für das Treffen 2016 in Gera ist gut bestückt. Es bedarf aber noch weiterer Anstrengungen, um unseren Eigenanteil zu schaffen. Wer sich in der Lage fühlt, sollte also spenden. Andererseits hat sich die Situation gut entspannt, so dass wir möglicherweise aus der normalen Vereinskasse wieder hier und da bescheidene Zuschüsse für unsere Ausflüge berappen können. Je höher das Sonderkonto wächst, umso mehr wird es auch Zuschüsse geben können, was die Belastung für jeden Teilnehmer senken wird. Mit diesem kleinen Appell möchte ich meine Ausführungen beenden.

„Goethe, Franken, Wein und Frauen“

Vortrag von Dr. Hans Bauer, Kitzingen, am 1. Oktober 2014

Goethe trank gern Frankenwein. So ließ er sich auch aus dem unterfränkischen Dettelbach Weine schicken. Da ist aber noch nicht lange bekannt. 2004 meldete sich ein Kunde bei einem dortigen Weinhändler und behauptete, Goethe habe Wein aus Dettelbach getrunken. Da Goethe Haushaltsbuch führen ließ, forschte Bauer im Goethe- und Schiller-Archiv, fand in dortigen Unterlagen auch die Namen der beiden Weinhändler Thaler und Döring aus Dettelbach. Auch weilte Goethe in der Nacht vom 5. auf den 6. November 1797 im Gasthof “Zum goldenen Hirschen”. Auch Weinhändler Hornschuch aus Rüdenhausen lieferte Wein an Goethe. Auf dem dortigen Weingut lebt heute Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen. Hornschuch war mit einem weiteren Weinhändler verbandelt. Der lieferte an Goethe recht umfangreiche Weinsendungen, wagt es aber einmal, den Geheinrat wegen säumiger Zahlung anzumahnen. Daraufhin bekam er nie wieder eine Bestellung von Goethe.

Die Gebrüder Will aus Schweinfurt gehörten zu den wichtigsten fränkischen Weinlieferanten. Ein “Eimer” Wein umfasste damals 60 Liter.

Goethe zeigte sich recht ungeduldig, wenn die Lieferung lange Zeit ausblieb. Er konnte dann sehr ungehalten sein. Im April 1820 vermutete er, man habe “bei der Maut neue Schikanen ersonnen”, und er wolle sehen, “wie man ihn hierher schaffe”. Am 17. Mai 1820 traf die sehnlichst herbei gewünschte Bestellung endlich ein. Wen ig später, am 31. Mai schreibt er an Sohn August: “Sende mir eine Portion Wein.” Zwischen 1805 und 1832 erhält er 63 Lieferungen von den Gebrüdern Will. Hier besaßen die “Eimer” schon ein Fassungsvermögen von ca. 300 Litern. Auch von den Gebrüdern Ramann aus Erfurt bezog Goethe Wein. Ramanns hatten ihre Wurzeln in Franken.

Dennoch, so Bauer, war Goethe keineswegs ein Trunkenbold. Er wusste stets, wann er aufhören musste. Der stilvolle Genuss des Weines war ihm wichtig. Er wollte nicht, dass der Wein verdünnt wird und konnte schon mal tadeln: “Wo haben Sie denn diese üble Sitte gelernt?”

Regionale Sorten waren zum Beispiel: Dettelbacher Leiten, Würzburger Stein, Würzburger Leiten, Rödelseer, Escherndorfer, Wertheimer.

Dr. Bauer ging sodann auf fränkische Orte ein, in denen Goethe weilte. In Nürnberg hielt er sich viermal auf, so beim Abholen von Herzogin Anna Amalia aus Venedig. Er genoss auf einen Schlag drei Dutzend Nürnberger Bratwürste. Goethe weilte 27-mal in Hof. Aber er besuchte auch Ostheim vor der Rhön und verbrachte eine Nacht in Würzburg (bei Mondschein; Dom und Residenz hat er nie gesehen). In Nordheim am Main kehrte er ein. “Mittagessen, junges frisches Mädchen, nicht schön, verliebte Augen, der Alte guckt sie immer an. Kuss!”, schreibt Reisebegleiter Sulpiz Boisseree.

Weitere Orte, die Goethe besuchte, sind u. a.: Wunsiedel, Bad Alexandersbad, Bamberg (dreimal, nur kurz, Gasthof zum weißen Lamm), Bayreuth (eine Nacht) Dinkelbühl, Schwabach, die Klöster Banz und Vierzehnheiligen.

Goethe kannte viele Persönlichkeiten in Franken, darunter Christian Gottfried Nees von Esenbeck, Philosoph, Mediziner, Botaniker, der eifrig mit dem Dichter in Weimar korrespondierte. Nees widmete Gothe eine südamerikanische Pflanze, die Goethea cauliflora. Goethe war begeistert. Den Friedrich Rückert kannte Goethe auch. Rückert hatte die “Östlichen Rosen geschrieben, er wollte damit Goethes “West-Östlichen Divan” nachempfinden. Goethe sortierte dieses Buch in seine Bibliothek ein. Sie sind sich aber nie begegnet. Rückert verehrte Goethe sehr.

Zum Thema noch ein Goethe’sches Bonmot: “Ohne Wein und ohne Weiber hol der Teufel uns’re Leiber.”

Dr. Bauer stellte sodann einige Frauenbekanntschaften Goethes vor (z. B. Ulrike von Levetzow) und stellte die Frage, ob denn Goethe auch eine fränkische Geliebte gehabt habe. Dies ist nun mehr scherzhaft zu betrachten. Immerhin: Am 11. September 1823 “verguckte” er sich vielleicht in Hof “Zum Hirsch” in die ledige Schwester des Wirtes. Stoff für eine eingehende Recherche.

B. Kemter

1. Waldecker Goethe-Tag

1. Waldecker Goethe-Tag am 28. September 2014

Mit dem 1. Waldecker Goethe-Tag, der am Sonntag gemeinsam von der Gemeinde und dem Feuerwehrverein Waldeck sowie der Goethe-Gesellschaft Gera veranstaltet wurde, sei ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Das sagte Landrat Andreas Heller, der die Schirmherrschaft über die kurzweilige Veranstaltung übernommen hatte. Ein herzliches Grußwort richtete auch der Dr. Jochen Golz, Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar, an die Akteure und Besucher, die nicht nur aus der näheren Umgebung gekommen waren, sondern auch aus Jena, Zeulenroda-Triebes und Ilmenau, Naumburg und Kulmbach. Etliche von ihnen waren bei dem herrlichen spätsommerlichen Wetter gemeinsam mit Georg „Orje“ Zurawski, dem bekannten Original aus Beulbar, durch die naturgeschützten Waldecker Buchen zum Festplatz gewandert und taten es damit Goethe gleich, den vor allem die herrliche Natur dreimal zwischen 1775 und 1780 sowie letztmals 1826 nach Waldeck gezogen hatte.

Das und vieles mehr über die Verbindung Goethes zu Waldeck erfuhren die Gäste im Festvortrag vom Dr. Uwe Träger. Was er dazu in seinem Buch „Goethes Stern“ beschrieben hat, zitierte Georg Zurawski mit unnachahmlichem schauspielerischem Talent. Zum Glück war er gut bei Stimme, an der „Klampfe“ musste er sich allerdings wegen einer Handverletzung von seiner Nichte Suse vertreten lassen. Uwe Trägers Bücher und etliche von Mitgliedern der Geraer Goethe-Gesellschaft erarbeitete literarische Werke waren am Büchertisch zu haben.

Dass Johann Wolfgang von Goethe nicht nur der große Dichter und Minister war, sondern sich auch den „gewöhnlichen“ Menschen sehr verbunden fühlte zeigten zum Auftakt Dörthe Rieboldt und Bernd Kemter in ihren Anekdoten und Schnurren zum Frühschoppen auf. „Die Veranstaltung hat mir Goethe in seiner Volkstümlichkeit näher gebracht`, sprach eine Geraer Besucherin anderen Gästen aus dem Herzen.

Liebe geht bekanntlich auch durch den Magen, und nicht zuletzt war der Dichterfürst auch ein Feinschmecker. Er mochte Bratwürste, so wie sie die Waldecker Feuerwehrkameraden bruzelten, ebenso wie Köstritzer Bier. „Oberkoch“ Wolfgang Plötner und sein Team kredenzten zudem Kartoffelschaumsuppe, wie sie Goethe liebte. Die Waldecker Kuchenfrauen hatten sich beim Backen wahrlich selbst übertroffen, lobten Kenner der Kuchenszene. Dazu gab’s den berühmten Holzländer Rumkaffee und freilich auch Getränke ohne „Schuss“.

Die jüngsten Besucher gestalteten an der Mephisto-Malstraße lustige Teufelchen, Tiere und vieles mehr. Sie übten sich im Reifenrollen, Stelzenlauf, im Hopsen und weiteren Spielen, mit denen sich Kinder zur Goethezeit beschäftigten, nahmen aber auch gern den schicken modernen Waldecker Kinderspielplatz der Gegenwart an.

Eine besondere Freude für das Publikum waren die Darbietungen von Spielmann Max alias Dieter Schumann aus Erfurt, der interessante historische Musikinstrumente vorstellte. Einige davon durften die Kinder sogar selbst spielen. Das ungewöhnlichste Instrument, das wohl noch nie jemand gehört und gesehen hatte, war ein klingender Spaten.

Als ältesten Festbesucher begrüßte Bürgermeister Roland Panitz – wie andere Akteure in historisch anmutender Kleidung – den 88-jährigen Jochen Huhn aus Ascherhütte. Der hatte vor über einem halben Jahrhundert die Waldecker Buchen erforscht und in einer Arbeit zur Forstingenieur-Prüfung beschrieben.

Was sich einst am Weimarer Hof abgespielt hat, während sich Goethe in Waldeck amüsierte, das plauderte Kammerherr Melchior von Stollberg alias Bernd Kemter aus. Vor allem die liebreizenden und auch boshaften Frauenzimmer hatte er dabei im Blick. Gekonnt unterstützt wurde er von „Hofmusikus“ Cornelius Hermann, der sein Cello jahrzehntelang bei den Salzburger Festspielen erklingen ließ.

Am Ende waren Bürgermeister Roland Panitz und alle anderen Akteure und offensichtlich die knapp 500 Besucher recht zufrieden, so dass sie sich durchaus vorstellen können, dass dem 1. Waldecker Goethe-Tag weitere folgen werden.

Angelika Kemter

Herbstausflug an den Geiseltalsee

Herbstausflug an den Geiseltalsee und nach Bad Lauchstädt am 20. September 2014

Bei schönem Wetter fuhren wir an den Geiseltalsee. Die Stimmung war von Anfang an prächtig, und alles klappte wie am Schnürchen. Auf dem Programm stand zunächst eine Fahrt mit dem bunten Geiseltalexpress, den wir eigens für uns gemietet hatten. So begann die etwa 40 Kilometer lange Fahrt rund um den größten künstlichen See Deutschlands (eigene Angaben des Veranstalters). Auf der asphaltierten Piste begegneten uns Radfahrer und Wanderer. Kaum zu glauben, dass noch vor zwei Jahrzehnten diese Gegend infolge Tagebau wie eine Mondlandschaft aussah. Mittlerweile hat sich die Natur – mit Hilfe des Menschen – wieder vieles zurückgeholt. Wir fuhren an vielen schönen Büschen – u.a. Sanddorn, Hartriegel, Pfaffenhütchen, Rot- und Weißdorn – vorbei, der unmittelbare Uferbereich ist mittlerweile schon von Röhricht und anderen Wasserpflanzen bewachsen. Tafeln informieren über untergegangene Dörfer, die einst dem Bergbau weichen mussten.

Dann gab es den angekündigten Halt an einer Raststätte. Sie ist etwas Besonderes: Kaum zu glauben, aber hier, nördlich der Unstrut-Anbauregionen wächst Wein. Die Winzerfamilie ist gewiss ein großes Risiko eingegangen, aber es hat sich gelohnt. An sanftem Hang ziehen sich die Weinstöcke. An der hölzernen Baude haben wir natürlich den Wein gekostet und können ihn nur empfehlen. Nun ging die Fahrt weiter, sie dauerte insgesamt etwa zwei Stunden, ehe wir zu unserem Ausgangspunkt zurückkehrten.

Jetzt hieß unser nächster Ort Bad Lauchstädt. Die Flotow-Oper „Martha“ stand auf dem Programm. Das Liebhabertheater ist wegen Sanierung noch von Planen umhüllt. Die Inszenierung selbst hat uns in höchstem Maße gefallen. Erstaunlich auch, wie geschickt die Musiker – immerhin ein größeres Kammerorchester – im kleinen Saal nicht nur vor der Bühne, sondern auch auf den Emporen verteilt wurden. Auf diese Weise kam eine ganz eigentümliche Akustik zusammen. Die Darbietungen der Sänger waren vom Allerfeinsten, natürlich vor allem bei den bekannten Arien wie „Letzte Rose“ oder „Martha, du entschwandest“. Manchem von uns traten Tränen in die Augen.

Nach dem Abendessen fuhren wir etwas melancholisch gestimmt – selbst der Busgesang blieb diesmal weitgehend aus – nach Gera zurück.

B. Kemter

„Der Köstritzer Liederdichter Julius Sturm“

Vortrag von Barbara Dölitzsch, Gera, am 3. September 2014

Julius Sturm wurde am 21. Juli 1816 in Bad Köstritz als ältester von fünf Brüdern geboren. Sie alle leisteten recht viel für Bad Köstritz, Gera und Umgebung. Ein Onkel oder der Vater prägten einmal das Wort: „Fünf Stürme brausen durch das Land“.

Die Referentin zieht das Werk von August Sturm, Julius‘ Sohn, als Zitatengrundlage heran. Die Zeit als Hauslehrer waren prägend für Sturms Entwicklung. So raf er 1841 auf eine Familie mit sechs Kindern. Die Eltern besaßen ein Hotel, waren hochgebildet. In den Wintermonaten abends erwartete die Kinderschar von ihm Märchen. Nachdem Grimm „durch“ war, wurde Sturm selbst zum Märchendichter.

Nach Kahnfahrten auf dem Neckar nahe Heilbronn kam mann zum Weinsberg, an dessem Fuß sich das Haus des Dichters und Geistersehers Justinus Kerner befand. Hier wurde Sturm von seinem Prinzipal eingeführt, wo er mit vielen literarischen Größen, so Uhland, David Strauß und Lenau, der hier einen Teil seines „Faust“ dichtete. Kerner erzählt: „Sturm war ein gern gesehener Gast. Aus Bescheidenheit blieb er aber — ein eher seltener Gast.“

Sturm erhielt eine Anstellung beim Kammerherrn von Metsch, wurde Erzieher von zwei acht- bzw. neunjährigen Knaben. Er gehörte zum Familienkreis. Durch häufige Einladungen gestaltete sich die Unterrichtsgestaltung sehr schwierig. Die Kinder liebten ihn. Die gesamte Familie – und mit ihr auch Julius Sturm – erkrankte schwer. Das fromme Lied „Ich halte still“ stammt aus dieser Zeit.

Sohn August fand in einem schwarzen Büchlein viele Lieder, die sich direkt auf den Tod von Julius‘ Frau, Augusts Stiefmutter, beziehen. Dies kann man ebenfalls als Ursprung für die frommen Lieder sehen.

Beide hatten eine glückliche Ehe geführt. Sohn August schreibt von einer äußerst liebevollen Mutter. Nach dem Tod ihres ersten, eigenen Kindes wandte sie sich umso liebevoller dem Kind ihrer Schwester, August, zu.

In Göschitz lebten Julius Sturm und seine Gattin Clara als echtes Dorfpfarrer-Ehepaar mit den Bauern des Ortes einträchtig zusammen. Für den außerordentlich naturverbundenen Sturm muss hier der Garten Eden gewesen sein. Für diese Zeit in Göschitz war er sehr dankbar, kam er doch mit einer weiteren Bevölkerungsgruppe in Kontakt, die der Natur ihre Erzeugnisse mühsam abringen mussten.

In Göschitz entstanden viele seiner Märchen, übrigens oft unter dem Pseudonym Jul. Stern veröffentlicht. Wieder machte das Unglück vor dem Pfarrhaus nicht halt. August Sturms Brüderchen Johannes starb an Scharlach.

Später charakterisiert Sohn August seinen Vater trotz allem als lebensbejahenden humorigen Menschen, der gern auch mal im frohen Kreis der Zecher feierte, so im Geraer „Schwarzen Casino“, auf dem Köstritzer Bahnhof oder bei August, der in Naumburg ansässig war, beim dortigen „Schweren Wagner“.

In Köstritz bezog Sturm zunächst eine Wohnung in der alten Pfarre. Hier lebte die Familie mit Schwiegervater Schottin zusammen. August beschreibt es als Kinderparadies. Das geliebte alte Pfarrhaus musste abgerissen werden, da eines Tages die Decke einbrach. Sturms Lieblingsspaziergang führte ihn immer durch den schönen Park. Von dort ging es auch auf den „Poetenweg“ in die Landschaft, zum Beispiel zu den „Drei Heiligen“, zur Oelsdorfsmühle oder zu den Zwergenhöhlen, deren Sagen Sturm besungen hat.

Sturms dichterisches Schaffen war oft mit sehr viel Leid durchdrungen. Auch gesundheitlich stand es mit ihm nicht zum Besten. Die teuren Kuren in Karlsbad wirkten bei ihm nicht allzu sehr.

In den Jahren in Bad Köstritz entstand eine Vielzahl seiner Dichtunge, zum Teil für seine Kinder Heinrich und Anna und später für seine Pflegetochter Marie Böhme. Mit Prof. Saupe entstand eine „Poetik“ und die „Lutherbilder“, allerdings unter anderem Namen. „Das Buch für meine Kinder“ enthielt Fabeln, Lieder, Märchen.

Bezeichnend für die Familie Sturm war der enge und wohl auch herzliche Kontakt zu der reussischen Fürstenfamilie.

Hier ein Beispiel seiner Dichtungen:

Der Bauer und das Kinderparadies

Der Bauer steht vor seinem Feld

und zieht die Stirne kraus in Falten:

„Ich hab‘ den Acker wohl bestellt,

auf reine Aussaat streng gehalten;

nun sehr mir eins das Unkraut an!

Das hat der böse Feind getan,“

Da kommt sein Knabe hoch beglückt,

mit bunten Blüten reich beladen;

im Felde hat er sie gepflückt,

Kornblumen sind es, Mohn und Raden.

Er jauchzt: „Sieh Vater, nur die Pracht!

Die hat der liebe Gott gemacht.“

Und ein weiteres:

Die Affen und die Flinte

Ein Jäger schlief; sein Schlaf war tief und schwer;

dicht neben ihm im Wald lag sein Gewehr.

Da schlichen Affen leise sich heran

und um die schöne Flinte war’s getan;

sie schleppten heimlich das Gewehr mit fort

tief in den Wald an einen sich’ren Ort.

Hier sprach ein Äffchen: „Seht doch, habt wohl acht,

dies Ding hat vielen von uns den Tod gebracht.“

„Hm!“ brummt ein vielgereister Pavian,

„ihr starrt das Ding hier voll Entsetzen an,

das bringt uns arme Tiere nur in Not,

doch wenn der Mensch erst sein Geschlecht bedroht,

dann nennt er noch ganz andre Waffen sein,

die hundertfachen Tod auf einmal spein;

und wer ein neues Mordgewehr ersann,

der gilt bei ihm als hochberühmter Mann.“

„Dann ist’s ein Glück“, rief froh ein Affenkind,

„dass wir nur Tiere und nicht Menschen sind.“

Allerdings verfasste Sturm, Verehrer Bismarcks, auch durchaus kriegerische Lyrik, nach dem Krieg mit Frankreich 1870 entstanden „Kampf- und Siegesgedichte“. Allerdings hat er später einiges davon relativiert.

Lesung „Schwarzes Eis“

Lesung von Sergej Lochthofen, Erfurt, am 28. August 2014

Zu Goethes Geburtstag hatten wir uns einen prominenten Gast eingeladen: Sergej Lochthofen, ehemaliger Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“, Autor von „Schwarzes Eis“.

In diesem Roman beschreibt Lochthofen die Verbannung seines Vaters ins Straflager Workuta, in dem er schwere Jahre bei zahlreichen Entbehrungen verbringen musste. Sergej Lochthofen hat dort seine Kindheit verbracht.

Zwischen Gulag und Mauer, ein Leben im Schatten der „Großen Utopie“, so lautet der Leitgedanke des Romans (eine Genrezuordnung, die S. Lochthofen nicht so sieht und dennoch zutrifft).

Im Klappentext heißt es: Es ist 1937, das Jahr des Großen Terrors. In den Morgenstunden des 22. Oktober schlägt es an die Tür einer Wohnung in Engels, einer Stadt an der Wolga. Sie sind gekommen, ihn zu holen. Ihn, Lorenz Lochthofen, den Emigranten aus Dortmund. Anfang der dreißiger Jahre ist er in die Sowjetunion gegangen; er träumt von einer besseren Welt. Jetzt wird er unschuldig verurteilt und nach Workuta geschickt, jener Insel des Archipels Gulag hinter dem Polarkreis, die zum Grab für 250 000 Häftlinge wird. Nach 20 Jahren Lager und Verbannung kehrt er nach Deutschland zurück und ist überzeugt, dass er in der DDR gebraucht wird. Gibt es für ihn eine zweite Chance?

Der Sohn erzählt die Geschichte des Vaters: ein außergewöhnliches Buch über das 20. Jahrhundert, über Deutschland und Russland und über die ebenso stimulierende wie zerstörerische Kraft einer Utopie, die weltweit Millionen in ihren Bann schlug.

Lochthofen verstand es, die Zuhörer zu fesseln. Er rezitierte eloquent nicht nur Passagen aus seinem Buch, sondern wusste seine Lesung auf originelle Weise zu ergänzen. So weckte das mitgebrachte alte Grammophon die Neugier des Publikums. Alte Schlager waren zu hören, vor allem aus der Sowjetzeit. Sie verbanden auf eigentümliche Weise die heile Welt des Draußen mit dem stets bedrohten Leben im Gulag. Auch auf aktuelle Ereignisse ging Lochthofen ein, insbesondere auf den Russland-Ukraine-Konflikt. Dabei stießen seine Einschätzungen nicht immer auf Zustimmung. Das Publikum stellte zahlreiche Fragen an den Referenten und nutzte ausgiebig die Gelegenheit, Bücher signieren zu lassen.

Die Geraer Goethefreunde freuten sich über einen brechend vollen Saal, der eine glückliche Referentenwahl eindrucksvoll unter Beweis stellte.

B. Kemter

Sommerfest in Reichenfels

Sommerfest am 12. Juli

An diesem Sonnabend feierten wir unser tradtionelles Sommerfest an einem ungewöhnlichen Ort. Familie Berling, Eigentümer der Lochmühle in Hohenleuben/Reichenfels, gewährte uns ihre Gastfreundschaft. Von unseren Kulmbacher Literaturfreunden nahmen diesmal leider nur Friederike und Klaus Köstner teil, da viele Mitglieder unserer Kulmbacher Stammbesucher in Urlaub oder aus anderweitigen Gründen verhindert waren.

Hochinteressant war die Führung durch die Mühle, die Familie Berling mit Hilfe ihrer Freunde über Jahre hinweg liebevoll restauriert hatte. Wir besichtigten zunächst das Wehr, das von den damaligen Müllern sehr überlegt angelegt wurde, um das nötige Gefälle für den Mühlenbetrieb erreichen zu können. Anheimelig war es in der Müllerstube, auch machten wir uns mit der eigenen Stromerzeugung per Wasserkraft vertraut.

Reichefels war aber auch einer der wichtigen Wirkungsorte des legendären Bauerngenerals Georg Kresse, der während des Dreißigjährigen Krieges marodierende Landsknechte bekämpfte und den Armen half. Dazu gibt es eine neue Publikation, die in unserem Kreise vorgestellt wurde..

Zum Mittagsimbiss gab es Baguette und von Geli selbst angerichtete Cremes, was allen gut mundete.

Danach begann der für manche doch etwas beschwerliche Weg zur Burgruine Reichenfels. Wir besichtigten das Museum, und Erika Seidenbecher las dort aus ihrem Georg-Forster-Roman. Natürlich ließen wir hoch oben von der Burgruine unseren Blick über die idyllische Landschaft schweifen.

Danach besichtigten wir in der Hohenleubener Kirche das riesige Kalvarien-Gemälde (5,20 m x 8,70 m) des Gothaer Hofmalers Paul Emil Jacobs (1802 – 1566). Er schenkte sein Bild der Augustinerkirche in Gotha. Es verstaubte auf dem Dachboden. Nach der Wende fand sich ein geeigneter Platz nur in Hohenleuben. Seit 1998 kümmerte sich ein Förderverein um die aufwendige Restaurierung. Wir bedanken uns bei unserer Führerin von der Kirchgemeinde für ihre Erläuterung und bei Pfarrer Kummer für die Bereitstellung des Saales für unser Konzert.

Nach diesen beiden Ereignissen ließ wir uns Eis, Kuchen und Kaffee in der Eisdiele schmecken.

Anschließend begaben wir uns in die Mühle zurück. Dort erwartete uns ein reichhaltiges Büfett. Bei anregenden Gesprächen vergingen die letzten Stunden bis zur Abfahrt des Zuges wie im Fluge.

Wir bedanken uns herzlich bei Familie Berling für ihre herzliche Gastfreundschaft.

B. Kemter

Auf Werthers Spuren in Wetzlar

Ausflug nach Wetzlar vom 26. bis 29. Juni 2014

Unser Ausflug begann mit einem Abstecher nach Alsfeld. Wir besichtigten die schöne Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern, erkannten erstaunt und begeistert, dass sich der Ort stark deutscher Märchen angenommen hat. Leider war die Zeit zu kurz, um das Märchen-Museum zu besichtigen.

Den Abend verbrachten wir in einem Biergarten an der Lahn, einige erkundeten bereits die Stadt zu Fuß.

Wetzlar ist ja durch Goethes “Die Leiden des jungen Werther” bekannt. In dieser Stadt erlebte Goethe, Praktikant am Reichskammergericht, im Sommer 1772 seine tiefe, aber aussichtslose Liebe zu Charlotte Buff; eine Liebe – neben anderen Gründen -, die ihn zu seinem Bestseller inspirierten. Wie sich zeigte, sind viele Gebäude und denkwürdigen Orte, die sich um diese Geschichte ranken, erhalten geblieben. So besuchten wir das Lottehaus, eine ehemalige Niederlassung des Deutschen Ritterordens. Es diente seit 1653 den Ordensverwaltern als Wohn- und Dienstsitz. Hier wurde Charlotte Buff 1753 als zweitältestes von 16 Kindern geboren. Immerhin hatten zwölf überlebt, als Goethe am 9. Juni 1772 erstmals das Anwesen betrat. Lottes Geburtshaus ist heute ein Museum, und uns ergriff eine recht anrührende Stimmung, als wir durch die Räume gingen und gleich am Eingang die berühmte Zeichnung betrachteten, die Lotte beim Brotschneiden inmitten der Kinderschar darstellt. Danach besichtigten wir das Jerusalem-Haus. Im zweiten Stock erreichten wir Karl Wilhelm Jerusalems Wohnung, in der er sich in der Nacht auf den 30. Oktober 1772 erschoss. Im “Werther” ist das Schicksal dieses tragisch gescheiterten verewigt, wobei in die Handlung auch Goethes eigene Liebeserlebnisse eingewoben sind,Dann führte uns der Weg nach Volpertshausen. Wir besichtigten im heutigen kleinen Museum, den Ballsaal, der vollständig erhalten ist. Ein denkwürdiger Ort, verbunden mit Goethe und Lotte. Sie begegneten sich hier am 9. Juni 1772. Lotte war Verlobte von Johann Christian Kestner. Etwa 25 junge Leute nahmen an dem Tanzvergnügen teil.

Eine Besonderheit des Ortes ist die Hüttenberger Handkäs-Produktion, deren Gerätschaften wir ebenfalls besichtigten. Auch weiteres bäuerliches Arbeitsgerät und Mobiliar gab es zu sehen.

Nun führte uns der Weg nach Garbenheim, wir besichtigten dort den Goethebrunnen. Goethe hat Garbenheim oft zu Spaziergängen aufgesucht. Der Ort ist Goethes literarisches Wahlheim im “Werther”.

Den ereignisreichen Tag beschlossen wir in Wetzlar, wo wir uns in uriger Atmosphäre mit Wetzlaer Goethefreunden trafen. Es wurde ein sehr geselliger Abend. Dabei dankten wir ihnen, insbesondere Angelika Kunkel, für die gelungene Organisation. Unser herzlicher Dank gilt natürlich unserer sachkundigen Führerin an diesem Tag, Katharina Lehnert-Raabe.

Anderntags führte unsere Busreise an den Ederstausee. Dort unternahmen wir eine stimmungsvolle Schiffffahrt. Dem Schloss sich der Besuch des Waldecker Schlosses an. Wegen einer großen Triathlon-Veranstaltung konnten wir in Waldeck nicht bleiben. So fuhren wir zur Hardtmühle bei Bad Wildungen. Es ist eine idyllische Gegend, die uns ausnehmend gefiel. Neugierig machten wir uns ebenfalls mit der dortigen Eelsteinschleiferei bekannt.

Nach einem kleinen Frühschoppen ging es am Sonntagmorgen nach Hause – mit Zwischenstopp in Eisenach.

Frühlingsausflug nach Wonsees/Sanspareil

Frühjahrsausflug nach Wonsees/Sanspareil am 24. Mai 2014

Unser Frühjahrsausflug  hielt schöne Erlebnisse parat. In Sanspareil befindet sich ja ein attraktives, erstaunlich vielseitiges Ensemble verschiedenartiger Bauwerke. Wir konnten sie mit lieben Kulmbacher Literaturfreunden, mit denen wir seit Jahren verbunden sind, genießen.

Zuerst besuchten wir die vollkommen intakte mittelalterliche Burg Zwernitz. Sie ist beispielsweise dadurch bekannt, dass hier zum ersten Mal die Hussiten 1430 gestoppt werden konnten. Deren Führer Prokop erklärte sich zur Zahlung eines Lösegeldes bereit, wodurch das Hochstift Bamberg vor Plünderungen geschont werden konnte. Dafür wurde die südlichen Gebiete bis kurz vor Nürnberg in Mitleidenschaft gezogen. Sodann besichtigten wir den exotischen Morgenländischen Bau, dessen Vorfeld ein kleiner Rokoko-Garten schmückt. In diesem Bau konnte sich die Hofgesellschaft ihren Vergnügungen hingeben. Dem schloss sich ein Besuch des ebenfalls von Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth angelegten englischen, sehr romantischen Felsengarten an. Hier erfolgte im offenen Felsentheater, mitten im Wald, der Auftritt unseres Mitglieds Otti Planerer, die sehr gekonnt ihre Rezitationen vortrug.

Nebenbei: Leider war es vor Ort nicht möglich, Sitzgelegenheiten für das Felsentheater zu beschaffen. Wir mussten also etliche Bänke mitbringen. Glücklicherweise fanden sich hilfsbereite Hände, die das Sitzmobiliar etwa 800 Meter durch den Wald hin- und auch wieder zurücktrugen.

Den ereignisreichen Tag beschlossen wir in gemütlicher Runde in einem Wonseer Gasthof.

„Goethe und Brasilien“

Vortrag von Sylk Schneider, Weimar, am 4.Juni 2014

Wer hat je davon gehört, dass Goethe in Brasilien gewesen sei? Das fragten sich die Mitglieder der Goethe-Gesellschaft Gera vor Beginn der Veranstaltung.

Brasilien war zu Goethes Zeiten ein noch rel. unbekanntes Land und wurde als „Land der Menschenfresser“ von vielen ignoriert, so auch von Goethe in seinem Gedicht „Todeslied eines Gefangenen“ 1782. Erst in seinen späten Lebensjahren wurde Goethes Interesse an Brasilien geweckt. Er beschäftigte sich intensiv mit allem, was Brasilienreisende an Erkenntnissen mit nach Europa brachten. Im Jahr 1825 sind das nach seinen Tagebuchaufzeichnungen ca. 200 Std. gewesen, die er allein diesem Thema widmete.

!806 war die Schlacht bei Jena und Auerstedt, aber Napoleon überfiel in diesem Jahr auch Portugal. Der König floh mit seinem gesamten Hofstaat auf 30 Schiffen nach Brasilien, der damaligen Kolonie des Landes, arm und unterentwickelt. Das änderte sich mit der Ankunft des Königs, der aus Europa das „know how“ mitbrachte und Industrie, Häfen, Druckereien etc. ins Leben rief. In den späteren Jahren regierte er Portugal von Brasilien aus.

Schon seit langer Zeit weckt Brasilien auch das Interesse deutscher Gelehrter. Alexander von Humboldt bereiste das Land 1799 – 1804 und bewies u.a. den Zusammenfluss von Amazonas und Orinoko. Er schrieb 1807 an Goethe und widmete ihm einen Teil seiner Reisebeschreibungen. Goethes Interesse war geweckt. Er schreibt in einem Brief an Knebel, er hätte Lust, eine Reise nach „Indien“ zu machen.

Aber auch andere Europäer wurden in Brasilien tätig. Ludwig Baron von Eschwege, einem hessischen Adligen, dem die Heirat mit Sophie v. Baumbach versagt wurde, weil er nicht begütert genug war, ging 1804 nach Portugal und dann nach Brasilien. Dort baute er das Geologische Kabinett auf und gründete die erste Eisenerzhütte. Eschwege wurde in Brasilien reich. Als er 1822 zurück nach Europa kam, ging er nach Weimar, weil Sophie v. Baumbach dort Hofdame war und heiratete seine Jugendliebe. Goethe fragte Eschwege nach Brasilien aus. Man fand dort Mineralien und Diamanten, die auch Carl Augusts Interesse weckten. 1800 Taler stellte er für entsprechende Ankäufe bereit.

1817 sollte eine Brasilien –Expedition starten, an der sich der Herzog wiederum mit 1000 Talern beteiligen wollte. Ein Wissenschaftler sollte die Expedition begleiten. Die Reise kam jedoch nicht zustande.

Mit Graf v. Sternberg, der das Naturkunde -Museum in Prag gründete, hatte Goethe einen lebhaften Briefwechsel. Es gab auch zwischenzeitlich Brasilien- Literatur, die Goethe anschaffte und z.T. übersetzen ließ.

1815 – 1817 war Prinz Wied zu Neuwied auch in Brasilien. Seine Beschreibungen der Natur- und Pflanzenwelt Brasiliens mit Zeichnungen und Naturgemälden war beeindruckend. Er entdeckte in Bahia eine neue Pflanze, eine brasilianische Malvenart, die er „Goethea“ nannte. Bis heute ist damit Goethes Name als „Brasilianist“ geehrt.

Ritter von Martius, ein junger Mann, der mit seinen Werken („Flora Brasiliensis“ und über die Palmenarten Brasiliens) bedeutendes schuf, war einer der wichtigsten Gesprächspartner Goethes. Er nahm, so heißt es, nur 2 Bücher nach Brasilien mit: die Bibel und Goethes „Faust“. Es gab auch einen regen Briefwechsel zwischen den beiden.

Zitat:„Die berühmte „Reise in Brasilien“ von Johann Baptist von Spix und Carl Friedrich Phillipp von Martius ist bis in die heutige Zeit ein Referenzwerk für Historiker, Naturkundler und Brasilienforscher. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dieses große Werk auch den Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe in seinen Bann zog, der sich damals, schon in hohem Alter, gerade dem zweiten Teil des „Faust“ widmete. Das Interesse an Brasiliens Flora und Fauna im damaligen Weimar war groß; es ist daher bezeichnend, dass auch in Goethes Bibliothek Studien zu diesen Themen zu finden waren. Dies wiederum regt uns an, darüber nachzudenken, wie sehr Brasilien die Phantasie Goethes beflügelt haben könnte…“(aus dem Grußwort des bras. Botschafters Correa in Deutschland)

Goethe hatte gern Gäste zu Besuch, auch Brasilien- Reisende, die er befragte, weil er im hohen Alter selbst nicht mehr reisen konnte.

1822 erklärte Brasilien seine Unabhängigkeit, die von Deutschland auch anerkannt wurde. Die deutsche Einwanderung nach Brasilien, von der österreichischen Prinzessin Leopoldina, Gemahlin von Kaiser Pedro I. gezielt gefördert, nahm 1824 ihren organisierten Anfang.

Der Dichterfürst Goethe – oder, wie es Dr. Ernst Feder 1932 ausdrückte: Goethe der Brasilianer – hätte zumindest in Gedanken einer von ihnen sein können.

Goethea“

1932, zum 100. Todestag Goethes, wurde in Rio de Janeiro ein Naturschutzgebiet der „Goethea“ zu Ehren errichtet. In vielen Botanischen Gärten wird dieser brasilianischen Malvenart Ehre erwiesen und auf die Verbindungen zu Goethe und Goethes Brasilieninteresse hingewiesen.

Marianne Heide