Treffen der Ortsvorstände deutscher Goethe-Gesellschaften vom 5. bis 8. Mai 2016 in Gera, Sparkassen-Kommunikationszentrum
Protokoll zur Arbeitssitzung
6. Mai 2016, 9 bis 12 Uhr
Begrüßung
Der Vorsitzende der Geraer Goethe-Gesellschaft (GGG), Bernd Kemter, begrüßt die Teilnehmer und informiert zur Tagesordnung. Er macht auch auf den Büchertisch mit Publikationen von Mitgliedern der GG Gera aufmerksam und auf die Präsentationen von Sponsoren. Des Weiteren verweist Kemter auf die von historischen Persönlichkeiten geführten Rundgänge durch Gera und das Begleitprogramm, das zum Goethe-Ort Waldeck im Saale-Holzland-Kreis, zum Musenhof nach Löbichau und in die dortige Wismut-Region führt, zur Burgruine Reichenfels sowie nach Zeulenroda mit Staudammbesichtigung und Besuch im Bio-Seehotel.
Bericht aus Weimar
Der Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar, Dr. Jochen Golz, berichtet in seinem Rückblick auf das Jahr 2015 vom Tag der offenen Tür im Juni und vom seit Jahren unternommenen Versuch, ein wissenschaftliches Projekt zur Geschichte der Goethe-Gesellschaft zu veranlassen. Am 12. Mai findet ein Arbeitsgespräch mit dem künftigen Projektleiter und seiner Mitarbeiterin in Weimar statt, danach wird ein Antrag an die Deutsche Forschungsgemeinschaft gestellt.
Golz kündigt die bevorstehende Hauptversammlung vom 7. bis 10. Juni 2017 in Weimar zum Thema: „Globalisierung als Chance? – Goethe und die Weltliteratur“ an. Alle vorgesehenen Referenten haben zugesagt, der Festredner ist gewonnen, zur Vorstandstagung am 21. Mai werde das wissenschaftliche Programm abgestimmt.
Das neue Goethe-Jahrbuch wird in der Weimarer Vortragsreihe der Goethe-Gesellschaft am 16. August vorgestellt. Prof. Berger (Aachen) wird über Goethe als Farbenlehrer und Experimentator sprechen. Am 17. September erinnert die Schauspielerin Gertrud Gilbert in einem Theaterstück an den Besuch von Charlotte Buff bei Goethe in Weimar vor 200 Jahren. Im November werden drei Stipendiaten – aus Usbekistan, Finnland und Indien – in der Vortragsreihe zu Wort kommen und ihre Projekte vorstellen.
Das neue Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft wird im Juni erscheinen und im Juli ausgeliefert werden. Ein großes Problem dabei sei nach wie vor die Finanzierung. Zwar ist 2015 ein Fonds dazu geschaffen worden, der die Situation zwar vorübergehend stabilisiert, das Problem aber auf Dauer nicht löst. Hilfe auch aus dem Kreis der Anwesenden wäre zu wünschen.
In Vorbereitung noch für dieses Jahr ist ein Buchprojekt mit Aufsätzen aus den Goethe-Jahrbüchern der letzten 15 Jahre zum Thema „Warum Goethe heute? – Zur Universalität seines Denkens“. Es soll mit 500 Stück aufgelegt werden und wird nicht im Buchhandel erhältlich sein. Gedacht ist es als Geschenk für Menschen, die als Freunde und Förderer der Goethe-Gesellschaft gewonnen werden sollen.
Zur 2015 gestarteten Werbeaktion, dass möglichst viele Ortsvereinigungen auch Mitglied in der Muttergesellschaft werden, wünscht Golz, dass es mehr sein könnten. Bisher sind 32 der 57 Ortsvereinigungen Mitglied in der Weimarer Gesellschaft.
Der neue Newsletter befindet sich derzeit in der technischen Herstellung; er enthält u.a. Beiträge über die Goethe-Gesellschaften Gera (Jahrestagung 2016), Gotha und Dessau (Bericht über die Festveranstaltung zum 90jährigen Jubiläum, zugleich Ausrichter der Jahrestagung 2018). Informiert wird dort auch über den Besuch von Goethe-Freunden aus dem französischen Valmy in Weimar. Dabei wurde die Idee vorgetragen, eine Goethe-Straße von Weimar nach Valmy als europäisches Kulturprojekt einzurichten. Stationen könnten Gotha, Eisenach, Fulda (derzeit leider noch ohne GG), Frankfurt/Main, Mainz (es gibt Bemühungen, dort eine GG zu gründen), und Trier sein. Im Rezensionsteil des Newsletters wird z.B. auf eine Publikation der OV Kassel hingewiesen.
Ortsvereinigungen können sich auf der von Dr. Petra Oberhauser betreuten Facebook-Seite der Goethe-Gesellschaft Weimar ebenfalls vorstellen, und zwar mit kurzen Fakten und vor allem mit Fotos. 2016 gibt es wieder vier Goethe-Akademien: Die erste zum „Faust“ war wieder überbucht, die zweite wird sich mit „Goethe im Rheinland“ beschäftigen, im September folgt „Goethe und Italien“, im Dezember eine Akademie zu Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“; alle Ortsvereinigungen erhalten zu den einzelnen Akademien jeweils 50 Prospekte.
Zudem verweist Golz darauf, dass der langjährige Vorsitzende der Goethe-Gesellschaft Gotha, Dr. Christoph Köhler, von seiner Heimatstadt mit der Myconius-Medaille geehrt wurde.
Bericht aus Düsseldorf
Entfällt, da Prof. Dr. Christof Wingertszahn, Direktor des Goethe-Museums Düsseldorf, sich kurzfristig entschuldigt hat.
Bericht aus Frankfurt/Main
Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts, Goethehaus Frankfurt/Main, verweist auf das Jahresprogramm und die Homepage des Goethehauses und des entstehenden Romantikmuseums. In ihren Ausführungen konzentriert sie sich auf das Thema der Jahrestagung, wie junge Menschen an Goethe herangeführt werden können. Dabei ist sie sich im Klaren, dass Goethehaus und Hochstift andere Möglichkeiten haben als die Goethegesellschaften. Doch „unser Abendveranstaltungsprogramm und die Mitgliederwerbung zielen nicht auf die junge Generation. Wir müssen uns konzentrieren auf junge Alte, die Zeit und Muße haben. Aber wir wollen Kinder, Jugendliche und Studierende anregen, dass sie später in Erinnerung haben, dass es sich lohnt, sich mit Goethe zu beschäftigen.“
Ausführlich berichtet Bohnenkamp-Renken über ein Hochstift-Projekt, das über zwei Semester gemeinsam mit 15 Studierenden gelaufen ist. Sie erkundeten dabei im Hochstift-Archiv Handschriften von Goethe, viele kleine noch unerforschte „Zettelgen“, die sie über Goethes Vielseitigkeit staunen ließen. Letztlich mündete die Forschungsarbeit in eine Ausstellung unter dem Titel „Unboxing Goethe“ (Goethe auspacken). Der Titel war von einer Internet-Aktion angeregt worden, wobei junge Leute in kleinen Filmchen verschiedenste Dinge auspacken und dies anderen mitteilen. In der Ausstellung mussten die Besucher die Vitrinen ‚auspacken‘, um die Ausstellungsstücke zu entdecken. Viele Jugendliche haben die Ausstellung besucht. Die Studierenden übernahmen ehrenamtlich Führungen für Schüler.
Ein zweites Frankfurter Projekt ist eine „Faust“-Edition im Internet. Dabei werden alle „Faust“-Handschriften Goethes, die zu 80 Prozent in Weimar lagern, zu 20 Prozent in aller Welt verstreut sind, übers Internet zugänglich gemacht. Da zugleich Transkriptionen eingeblendet werden können, sei dies eine gute Hilfe, Goethe entziffern zu lernen. Nach fünf Jahren Vorbereitungszeit steht jetzt eine so genannte Beta-Version, also eine Vorabveröffentlichung, im Internet: beta.faustedition.net. Sie wird in den nächsten Monaten noch überarbeitet und in eine 1-0-Version umgewandelt. Damit sind die „Faust“-Handschriften dann weltweit ohne Zugangsbeschränkungen einzusehen. Ãœber den Zugang „Genese“ kann man auch über eine Zeitschiene in den Kosmos der Handschriften einsteigen, erklärt Bohnenkamp-Renken. Sie zeigt Vor- und Nachteile der Online-Edition auf und bittet um Rückmeldungen, welche kritische Resonanz die Beta-Version findet.
Zum entstehenden Romantikmuseum sagt Anne Bohnenkamp-Renken, dass infolge unvorhergesehener Schwierigkeiten, wie sie sich beim Abriss des Vorgängergebäudes herausgestellt haben, der geplante Eröffnungstermin in Frage stehe; wahrscheinlich sei ein Termin im Spätherbst 2019 oder erst 2020.
Für das Brentanohaus in Oestrich-Winkel ist die erste Renovierungsphase abgeschlossen.
2016 jährt sich zum 200. Mal das Erscheinen von Goethes Zeitschrift „Ãœber Kunst und Altertum“. Ab dem 8. September soll es dazu eine Ausstellung geben, Titel: Von den Rhein- und Main-Gegenden zur Weltliteratur – Goethes Zeitschrift „Ueber Kunst und Alterthum“. Ihre Eröffnung ist Bestandteil einer Goethe-Festwoche.
Nahtloser Ãœbergang in die Diskussion
Von der Erlanger GG kommt gleich im Anschluss an den Bericht aus Frankfurt/Main die Anregung, die Ausstellung „Unboxing Goethe“ auf Wanderschaft in die Ortsvereinigungen zu schicken. Anne Bohnenkamp-Renken verspricht, darüber nachzudenken. Sie gibt aber zu bedenken, dass die Betreuung durch die Studenten ein maßgeblicher Faktor für den Erfolg der Ausstellung war.
Hans-Günther Otto (GG Rudolstadt) verweist darauf, dass das Prinzip des ‚Unboxing‘ ja im Goethe- und Schiller-Archiv mit Vitrinen, die auf- und zugedeckt werden, bereits praktiziert werde. Anne Bohnenkamp-Renken warnt aber davor, die Besucher mit einer Fülle an Objekten zu überfluten. Die Konzentration auf Weniges verspreche die beste Wirkung.
Einladung für 2018 nach Dessau
In der weiteren Diskussion stellt Ingeborg Arnold (Anhaltische GG) das Jahresprogramm der 2008 neu gegründeten Gesellschaft vor. Sie hat derzeit etwa 50 Mitglieder. Für 2018 laden die Anhaltiner zur Jahrestagung nach Dessau ein, wo auf die Besucher mit dem Gartenreich Dessau-Wörlitz und der Bauhaus-Stiftung zugleich zwei Unesco-Welterbestätten warten.
– Kaffeepause-
Jahrestagung 2017 in München gut vorbereitet
Hans Brendel lädt für 2017 zur Jahrestagung der Ortsvorstände nach München ein, wenn die dortige Goethe-Gesellschaft zugleich ihr 100-jähriges Bestehen begehen kann. Zum Stand der Vorbereitungen teilt Brendel mit, es sei inzwischen so viel Sponsoren-Geld eingeworben worden, dass der Tagungsbeitrag selbst auf dem teuren Münchener Pflaster bei nur 90 Euro liegen wird. Auch zwei bezahlbare Hotels seien gefunden. Die Tagung werde im Literaturhaus stattfinden, die Arbeitstagung ist für den Freitag mit zweimal drei Stunden vorgesehen, für den Abend der Besuch des „Sommernachtstraums“ im Nationaltheater. Als Alternative ist das Münchener Lyrik-Kabinett mit einem speziellen Programm für Goethe-Freunde im Blick.
Der zweite Tagungstag soll der Region München in Richtung Alpen vorbehalten sein – mit einer Exkursion nach Murnau.
Abends laden die Münchener Goethefreunde wieder ins Hofbräuhaus ein und am Sonntag zu Weißwürsten, kündigt Hans Brendel an.
Erfurt stellt sich vor
Als Neuling im Kreise der Ortsvorstände der Goethegesellschaften stellt sich Dieter Schumann vor. Er ist neben seinem Beruf als Musiklehrer und seiner Tätigkeit als ‚Spielmann‘ auch Geschäftsführer der Goethegesellschaft Erfurt. Sie wurde am 21. Oktober 2014 im Schumannschen Wohnhaus in der Erfurter Altstadt neu gegründet. Den Vorsitz hat der Vorsitzende der Geraer OV, Bernd Kemter, übernommen. Derzeit hat die Erfurter Gesellschaft 42 Mitglieder.
Schumann verweist auf die Synergieeffekte, die das Zusammenwirken zweier Ortsvereinigungen mit sich bringt. So werden Ausflüge gemeinsam unternommen, die Buskosten geteilt. Auch für Referenten ist es von Vorteil, wenn sie an zwei Abenden hintereinander Vorträge in Erfurt und Gera halten. Die Entfernung von etwa 80 Kilometern stelle kein Hindernis dar.
Als Symbolpflanze hat die Erfurter GG die in Brasilien beheimatete Goethea gewählt, über die Sylk Schneider in seinem Buch über Goethes Beziehungen zu Brasilien und einem entsprechenden Vortrag viel Wissenswertes mitgeteilt hat. Insgesamt stehen im Erfurter Jahresprogramm neun Vorträge, die jetzt im Gildehaus Pavarotti stattfinden. Als „große Kiste“ bezeichnete Schumann das Vorhaben der Erfurter und Geraer, im Herbst eine gemeinsame Italienreise auf Goethes Spuren zu unternehmen,
Zum Ziel, die Vereine zu verjüngen, sagt Dieter Schumann: „Als Lehrer versuche ich, die junge Generation an Kultur heranzuführen. Ich habe auch über Deutschlehrer und andere versucht, sie für die Goethegesellschaft anzusprechen. Aber es gab bisher wenig Resonanz. Junge Leute reagieren sporadisch und haben keine Zeit.“
Die Goethegesellschaften sollten Schreibwerkstätten und die Arbeit mit Schüler-Theatergruppen unterstützen und darüber auch an die Öffentlichkeit treten, rät Schumann
Hallenser in Weimar
„Wir sind beiträtig geworden in der Goethegesellschaft Weimar“, gibt Prof. Hans-Joachim Kertscher aus Halle schmunzelnd kund. Sodann stellt er Dr. Heidi Ritter vor, die im Dezember 2015 in den Vorstand gewählt wurde, um die Geschäftsführung von Herrn Heller zu übernehmen. Von ihm richtet Kertscher Grüße aus. Ritter sei seit ihren Studienjahren mit der Goethegesellschaft verbunden. Die damals Dritte im Bunde, Christel Eichhorn-Berndt, ist jetzt Mitglied im Vorstand.
Hannover lebt weiter
Aus Hannover berichtet Peter Meuer, dass er bereits vor zweieinhalb Jahren angekündigt hatte, sein Amt niederzulegen. Wenn sich allerdings kein Nachfolger gefunden hätte, wäre die GG Hannover aufgelöst worden. Doch sie lebt weiter, weil die zweite Vorsitzende, Elke Kantian, motiviert gewesen sei, das Amt zu übernehmen. Am 12. April 2016 ist Elke Kantian zur neuen Vorsitzenden gewählt worden. Sie mache sicher alles anders, aber ebenso gut, schätzt Meuer ein.
Neue Vorsitzende in Naumburg
Weil Dr. Bernd Niemann, der die Naumburger Gesellschaft 1988 gegründet und bis Ende 2015 geleitet hatte, nach Berlin gezogen ist, kann er den Vorsitz nicht mehr führen. Als neue Vorsitzende stellt sich Dr. Irene Traub-Sobott vor. Sie ist seit 10 Jahren Mitglied der Ortsvereinigung Naumburg und viele Jahre lang stellvertretende Vorsitzende gewesen.
Die Naumburger unternehmen jedes Jahr eine Exkursion, diesmal werden sie Berlin besuchen, auch um ihren langjährigen Vorsitzenden zu treffen. Die GG Naumburg hat zwar nur 18 Mitglieder, doch blieb die Zahl über Jahre stabil. Zudem nimmt ein größerer Freundeskreis an den Veranstaltungen teil. Auch arbeiten die Naumburger Goethefreunde mit anderen örtlichen Vereinen zusammen, z.B. mit der Nietzsche-Gesellschaft. Als Zielgruppe sieht auch Dr. Traub-Sobott die ‚jungen Alten‘, denn „bei der Zusammenarbeit mit Schulen hakt es“. Die neue Vorsitzende ist von Beruf Mineralogin und hat sich von daher Goethe genähert, der neben vielem anderen auch Mineraloge war.
Trauer in Hamburg
Ragnhild Flechsig erinnert an das langjährige Hamburger Vorstandsmitglied Clemens Heithus. Er ist überraschend im September 2015 gestorben, die Goethefreunde haben erst viel später davon erfahren. Zudem informiert Flechsig, dass jetzt Dr. Uwe Petersen der stellvertretende Vorsitzende der GGH ist, der 2. Vorsitzende ist Heinz Grasmück, der in der Schulbehörde tätig war.
Neues Vorstandsgespann in Rosenheim
Für die Goethegesellschaft Rosenheim ist seit etwa einem Jahr Ulrich Noltenhans der neue Vorsitzende. Er stellt sich und seine Stellvertreterin, Dr. Barbara Mütter, kurz vor. Die Ortsvereinigung hat derzeit etwa 130 Mitglieder.
Goethe-Essen und „Werther“ als SMS am Hochrhein
Hansjoachim Gundelach stellt sich als Nachfolger von Dr. Lickert vor. Die GG Hochrhein/Waldshut-Tiengen ist im Jahr 2000 gegründet worden, hat etwa 100 Mitglieder. „Ich esse und koche gern“, gesteht Gundelach, deshalb gebe es Veranstaltungen, wo auch gegessen werde. So habe man Veranstaltungen mit einem Sternekoch organisiert und auch Goethes Geburtstag im vergangenen Jahr kulinarisch begleitet. Weil es geschmeckt hat, habe die Goethegesellschaft spontan viele neue Mitglieder bekommen, berichtet Gundelach.
Auch auf gute Zusammenarbeit mit der Schule kann die GG Hochrhein verweisen. So haben Goethefreunde den „Werther“ im Unterricht behandelt und dann den Schülern freien Umgang mit dem Stoff durch E-Mails und SMS gegeben; Gundelach verweist darauf, dass auch dieses Projekt mit einem Essen beendet wurde, mit Lavendelkuchen aus der Schulküche.
Geplant sind weitere Aktionen zu Goethe für Kinder, z.B.über Poetryslam und Filmprojekte mit dem örtlichen Kino. „Ich verwahre mich gegen die Aussage, wir machen nur was für Alte“, unterstreicht Gundelach.
Zwischenruf aus Nordenham: „Wir machen Veranstaltungen ‚Trinken mit Goethe‘.“
Jüngster Nachfolger in Kiel
Nach 16 Jahren als Vorsitzender macht Bodo Heimann sein Amt frei und übergibt es an einen jungen Nachfolger, „den jüngsten, den die Goethegesellschaft Kiel je hatte“, nämlich an den anwesenden Dr. Malte Denkert. Der 32-jährige ist Lehrer in Husum und hat bisher mit der Theodor-Storm-Gesellschaft zusammengearbeitet, was er möglichst mit der Arbeit in der Goethe-Gesellschaft verknüpfen möchte.
Faust für Kinder in Ulm
Vor drei Jahren hat Ernst Joachim Bauer in Ulm den Vorsitz der Goethegesellschaft übernommen, die derzeit 55 Mitglieder hat. Weitere zu gewinnen, strenge er sich an, aber für ihn stehe die Gemeinnützigkeit im Vordergrund und deshalb auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Als Buchhändler und Antiquar sieht Bauer die Aufgabe der GG auch darin, jungen Leuten die klassische Sprache nahe zu bringen, obwohl er sich nicht gegen Sprachveränderungen stelle.
Eine gute Möglichkeit, „mit Sprache ins Bewusstsein der Gegenwart zu gelangen“, sieht Bauer in den Veranstaltungen „Goethe für Kinder“ – gemeinsam mit zwei Bibliotheken und der Autorin Kindermann. Sie hat Goethes „Faust“ und etwa 30 andere Klassiker umgeschrieben für Kinder zwischen 9 und 13 Jahren, immer verflochten mit Original-Zitaten und Illustrationen von Klaus Ensikat. Bauer hegt die Hoffnung, dass dabei „ein paar Samen gefallen sind.“ Frau Kindermann könne auch von anderen GG gebucht werden, sei aber nicht ganz billig, so Bauer, und rät, hierbei über die Schulen zu gehen, Sicher ist er sich, dass solche Veranstaltungen den Kindern den Einstieg zu „Faust“ und anderen Klassikern sehr erleichtern. Die Ulmer wollen solch eine Veranstaltung noch mal mit einem Schauspieler angehen, was kostengünstiger sei.
Gera mit 2. Waldecker Goethetag
Kinder sollen auch beim 2. Waldecker Goethetag angesprochen werden, den die GG Gera gemeinsam mit der kleinen Goethe-Gemeinde Waldeck am Geburtstag des Dichters veranstalten will, berichtet Bernd Kemter. Dabei wird es Kinderspiele aus der Goethezeit geben, in einem Märchenzelt wird die Schauspielerin Otti Planerer, die Mitglied der GGG ist, Reinecke Fuchs und das Märchen von der Grünen Schlange vortragen, Zuwachs für den Verein erhofft sich Kemter daraus nicht, wohl aber, Kinder und Jugendliche auf ansprechende Art mit Goethe bekannt zu machen.
Neue Publikation in Chemnitz
Siegfried Arlt ( GG Chemnitz) berichtet, dass der Mineraloge Prof. Dr. Dr. Naumann als neues Mitglied für die GGC gewonnen werden konnte, ebenso der junge Germanist Philipp Restetzki als Betreuer der Bibliothek der GG, der in Kamenz unterrichtet, aber in Chemnitz wohnt.
Die Chemnitzer GG ist 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass gibt es eine Publikationsreihe. Die Jahre 1926 bis 1945 sind bereits aufgearbeitet worden. Unter dem Titel „Wechselvolle Jahre“ erschien die zweite Folge, die die Zeit bis 1990 umfasst. In Arbeit sind jetzt noch die 25 Jahre bis 2015, die unter dem Titel „Zeit der Goldenen Spur“ erscheinen soll.
Weiterhin berichtet er über Projekte als Sprecherzieher an der städtischen Musikschule, mit Studenten und mit zwei Schülern (11 und 13), die auf die Moderation zu einem Konzert-Kaleidoskop vorbereitet werden. Zum Tag der Instrumente soll es auch eine Sprechbühne geben, deren Akteure sich mit Literatur beschäftigen. Arlt sieht darin eine Möglichkeit, das Interesse junger Leute zu wecken.
Des Weiteren verweist er darauf, wie wichtig die regelmäßige Medieninformation ist.
Briefe aus Heidelberg und aus Berlin
Zum Thema Nachwuchsgewinnung und Verjüngung der Goethegesellschaften trafen zwei Briefe aus Heidelberg (die OV konnte leider nicht an der Tagung teilnehmen) und aus Berlin ein, die Bernd Kemter verliest. Darin ging es um eigene Erfahrungen (Heidelberger Brief siehe Anlage).
Prof. Volker Hesse (Berlin) knüpft gleich an den Brief seiner Vorsitzenden an mit der Bemerkung: „Wir können ja keinen Einfluss auf die Bildungspolitik nehmen.“ Im Lehrplan stehe zur Auswahl Wallace oder Goethe – klar, wofür sich viele Lehrer entscheiden. Dies sei sehr ernst zu nehmen und immer wieder zu versuchen, schon früh das Interesse für Klassik zu wecken.
Nordenham: Andere Kommunikationswege nutzen
Dr. Burkhard Leimbach (Nordenham) versucht, die Diskussion in eine andere Richtung zu lenken. Bisher ging es darum, welche Inhalte aus Goethes Werk sich eignen und wer unsere Adressaten sind, die wir in Veranstaltungen locken oder als neue Mitglieder gewinnen können. Nicht diskutiert worden sei, welche Kommunikationswege wir beschreiten und welche Auswirkungen das hat.
Meistens sei zu erkennen: „Wir wollen das Papier“. Die Antworten auf Leimbachs Umfrage unter den Anwesenden, wer eine wochenaktuelle Internetseite besitzt, wer twittert, Facebook und Youtube benutzt, halten sich sehr in Grenzen. Leimbach ist überzeugt: „Sobald wir dort erscheinen, werden sich die Gruppen selbst informieren.“ Es nütze nichts, Veranstaltungen mehrfach in Zeitungen anzukündigen, weil die Jugend sowieso keine Zeitung liest. „Wir können uns nur am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen, wenn wir an die neuen Medien gehen“, stellt Leimbach fest und plädiert dafür, jemanden im Vorstand zu haben, der „internet-affin“ ist.
Eisenach: Besten Abi-Aufsatz prämieren
Gerhard Lorenz gehört seit 1999 der GG Eisenach an und hat 2014 den damaligen Vorsitzenden Volkmar Schumann abgelöst, war vorher Stellvertreter. Die GGE hat 140 Mitglieder, die sich einmal im Monat zu Vortragsabenden treffen sowie Tages- und Mehrtagesfahrten unternehmen. Als ehemaliger Schulleiter eines Gymnasiums weiß Lorenz, dass sich Schüler durchaus begeistern lassen, wenn man ihnen Goethe und andere Klassik auf spannende Weise nahe bringt. Beispielsweise gab es ein- bis zweimal im Jahr szenische Darstellungen mit Schülern, ein- bis zweimal Fahrten nach Weimar. Auch jetzt versuche er, die Kontakte zwischen Schule und Goethegesellschaft hochzuhalten. So wird der beste Abi-Aufsatz von der Goethegesellschaft prämiert und mit einer kleinen Laudatio bedacht. Die Wartburgsparkasse gewähre Unterstützung. Mit einer Regelschule wird eine kleine Theateraufführung vorbereitet zu Frau von Stein und Luise von Göchhausen. Im Thüringer Lehrplan setzte man noch auf gelebte Praxis.
– Ende der ersten Arbeitssitzung –
7. Mai 2016, 9 bis 11 Uhr
Nicht einkapseln
Hans-Ulrich Foertsch (Vest-Recklinghausen) zur Finanzierung des Goethejahrbuchs: Wir haben 2600 Mitglieder in Weimar und 7000 in den Ortsvereinigungen – und da sollen wir darauf angewiesen sein, dass andere uns helfen!? Um das Problem aus der Welt zu schaffen, sollten wir uns nicht einkapseln, sondern die Ortsvereinigungen sollten fürs Jahrbuch spenden. Wenn jede OV 50 oder 100 Euro im Jahr gäbe, wäre das Problem gelöst.
Seinem Beispiel folgend sollen Beitragspatenschaften vor allem für junge Mitglieder aus dem Ausland in der Weimarer Goethe-Gesellschaft übernommen werden; bei 30 Euro pro Student und Jahr wären das 65 Cent in der Woche, rechnet Foertsch vor.
Eine kleine Kritik („aber mit großer Zustimmung“) richtet Foertsch direkt an Dr. Golz, dem er rät, die Goethe-Gesellschaft „mit einer gewissen Enthemmung, lauter darzustellen“.
Goethe-Weg weiter führen
Hans-Günther Otto, Rudolstadt, regt an, es nicht beim Goethe-Weg von Weimar nach Valmy zu belassen, sondern auch Wege von Weimar in Richtung Böhmen und Schlesien ins Auge zu fassen. Es gebe schon den Goethewanderweg Weimar – Großkochberg. Dazu könnte auch der ADAC gewonnen werden.
Zwischenruf: Auch Reisebüros gewinnen, Analogie zum Jakobsweg. Auch Studenten einbeziehen ausländische Stipendiaten. Es gebe schon „Goethe in Hessen“.
Otto verweist auf die traditionelle Goethewanderung jeweils am ersten Sonnabend im Mai (also heute) von Weimar nach Großkochberg mit Bewirtung unterwegs und Bussen für jene, die nicht die gesamten 28 km laufen wollen/können. Daran nehmen Mitglieder der Rudolstädter OV teil; Otto rät auch anderen Ortsvereinigungen, dies zu nutzen.
Bernd Kemter ergänzt: Auch das Vermächtnis lokaler Dichter kann man für solche Wanderungen nutzen und zu entsprechenden Veranstaltungen benachbarte Ortsvereinigungen einladen.
Golz zu Thesen-Papier und OV-Situationen
Auf Anregung von Prof. Hans-Joachim Kertscher verliest Jochen Golz noch einmal die wichtigsten Stichpunkte aus dem Thesen-Papier, das, angeregt von der OV-Tagung 2015 in Hannover, von einer Arbeitsgruppe zusammengestellt wurde und allen Teilnehmern der Geraer Zusammenkunft in den Tagungsmappen überreicht wurde. Hauptinhalt ist, wie die Goethe-Gesellschaft in Weimar und die Ortsvereinigungen künftig produktiver zusammenarbeiten können.
Golz erläutert, wie das Papier entstanden ist und welche positiven Erfahrungen gesammelt wurden (Klassikseminare, Tagesfahrten, Jahrestagung der OV, Aktivitäten im Newsletter anzeigen, Geselligkeit und Zusammengehörigkeit in den OV).
Zudem zeigt Golz auf, warum Ortsvereinigungen aufhörten zu existieren – Tod des Vorstands (Hildesheim) oder Rücktritt aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen. In Bamberg wird versucht, wieder etwas aufzubauen. Neugründung in Erfurt gelungen durch das Engagement von Bernd Kemter (Gera). Besonders in einer so großen Stadt wie Stuttgart ist es ein schmerzlicher Verlust, dass Herr Mahl seine Tätigkeit eingestellt hat. Da dort weiterhin interessierte Mitglieder existieren, gibt es Bestrebungen, die OV neu aufzubauen. In Mainz laufen Gespräche über eine eventuelle Gründung. Die OV Magdeburg hat ihre selbständige Tätigkeit beendet und sich der dortigen Literarischen Gesellschaft angeschlossen. Für nicht wenige Ortsvereinigungen stellen die Raummieten ein Problem dar. Deshalb ist Gera wieder hoch zu preisen, weil wir hier im Sparkassensaal tagen können.
Erlangen kooperiert mit Volkshochschule
Heida Ziegler zeigt auf, dass die OV Erlangen durch die Kooperation mit der Volkshochschule nur dann Raummiete zahlen muss, wenn es sich um eine vereinsinterne Veranstaltung handelt, wie die Mitgliederversammlung. Die Aufwendungen bleiben bei 50 Euro im Jahr. Die VHS übernimmt die anderen Veranstaltungen der GG in ihren Veranstaltungskalender. Weil Tageszeitungen erst am Vortragstag ankündigen, testen die Erlanger derzeit, ob durch Anzeigen unter der Ãœberschrift „Literatur, Kultur, Natur“ Interessenten auf die Goethegesellschaft aufmerksam gemacht werden können. „Immerhin haben drei Leute die Kleinanzeige gelesen“, erhofft sich Ziegler künftig noch mehr Resonanz.
Ulm: Besitzer von Räumen einbeziehen
Mit geringen Kosten oder kostenfrei kann die Goethe-Gesellschaft wirtschaften, wenn sie, so Ernst Joachim Bauer für Ulm und Neu-Ulm, „ihre Interessen mit denen von Raumbesitzern verbindet“. Wenn Musik im Spiel ist, können Kirchen oder kann die Aula eines Gymnasiums genutzt werden.
Zwischenruf aus Erlangen: „Kirchen kosten auch“.
Zur Ankündigung von Veranstaltungen nutzt Ulm „zwei sich gegenseitig bekämpfende“ Zeitungen.
Aue/Bad Schlema nutzt Hotels
In mehreren Hotels hat Konrad Barth die Goethegesellschaft vorgestellt, in zwei Hotels können kostenlos Veranstaltungen durchgeführt werden, mit der Maßgabe, dass die Mitglieder auch etwas verzehren. (So läuft das auch in Erfurt in einem Restaurant).
Einmal im Jahr zahlt die GG Aue/Bad Schlema 80 Euro an die Gästeinformation, die dann für die Veröffentlichung aller Veranstaltungen sorgt.
Dresdener Publikum hausgebunden
Die Dresdener GG ist zu Gast im Kügelgenhaus, organisiert die Veranstaltungen, die Stadt kassiert die Einnahmen. Die GG trifft sich auch im Kulturhaus Loschwitz am Blauen Wunder, aber dorthin kommen andere Besucher – ein spezielles Dresdener Problem; die Leute sind konservativ, das Stammpublikum ist an das Kügelgenhaus gebunden. Jürgen Klose, der Vorsitzende der Dresdener GG, setzt seine Hoffnung auf die neue junge Kulturbürgermeisterin, die das soziokulturelle Programm der Stadt verantwortet und dafür sorgen könnte, dass die Goethe-Gesellschaft an den Veranstaltungseinnahmen beteiligt wird.
Berliner jetzt im Zentrum
Volker Hesse berichtet: Berliner treffen sich nicht nur zum Vortrag, sondern sitzen hinterher noch etwas zusammen. Die Landesloge in Dahlem konnten sie ein Jahr lang kostenlos nutzen, dann war Geld zu berappen. So zogen die Goethefreunde in die Stadtbibliothek hinter dem neugebauten Schloss um, fanden damit auch ein neues Publikum. Auch hier ist die „Nachsitzung“ sehr wichtig. Derzeit etwa 200 Mitglieder.
Keine Unterstützung von der Stadt
Renate Arnold (Bergisch-Gladbach) klagt: Die Stadt unterstützt uns überhaupt nicht. Aber den Ratssaal haben wir umsonst für Mitgliederversammlungen.
Internetauftritt – ja oder nein und wie?
Dr. Jochen Golz lenkt die Debatte auf das Thema Internet-Auftritt. Wie können sich Ortsvereinigungen und Weimarer Gesellschaft im Netz gemeinsam präsentieren? Viele haben eine Homepage.
Aber ist eine Art Deckblatt/ eine gemeinsame Startseite günstig? Von Weimar aus sind schon alle OV erreichbar, aber ist es sinnvoll, wenn sich alle OV untereinander verlinken?
In der Diskussion wird darauf verwiesen, dass eine Internetseite auch Geld kostet und vor allem gepflegt werden muss, was Zeit erfordert. Es wird angeregt, dass von Weimar aus für alle, die noch keine Homepage haben, eine Art Muster-Seite organisiert werden könnte, die dann von den OV nur noch ausgefüllt und gepflegt werden müsste. Aber auch da steht die Frage, wer das machen kann. Dresden hat gute Erfahrung mit Facebook, um Mitteilungen zu verbreiten. „Unsere Mitglieder werden damit zwar eher nicht angesprochen, aber wir haben jetzt Freunde in Tblissi, Rio de Janeiro und Kagoshima“, berichtet Jürgen Klose. Ernst Joachim Bauer hält Facebook nicht für den richtigen Weg, vor allem des Datenschutzes wegen. Er sieht aber in einer Homepage die Möglichkeit, über Angebote der GG zu informieren.
Dr. Claudia Leuser (Nürnberg) verweist auf engagierte Studenten, die die Internetseite nach Vorgaben für ein Taschengeld pflegen. Gewinnung neuer Mitglieder über den Internetauftritt ist sehr unterschiedlich: Nürnberg drei bis vier, Erlangen nur eins, obwohl es dort gelungen ist, die Internetseite der GG mit der der Stadt zu verknüpfen. Renate Arnold (Bergisch-Gladbach) berichtet: Es gab ein paar Hundert Anfragen, keine Mitglieder, aber viele Gäste – 8 bis 15 pro Abend – für GG-Veranstaltungen. Auch haben viele Mitglieder zwar E-Mail, aber sie schauen nicht regelmäßig in ihren elektronischen Briefkasten.
In Rosenheim werden laut Ulrich Noltenhans alle Nachrichten per E-Mail verschickt, nur wer keine Internetadresse hat, bekommt herkömmliche Briefe.
Hans Brendel verweist auf die Hilfe von Studenten – sie zahlen dafür keinen Mitgliedsbeitrag.
Dr. Jochen Golz gibt zu bedenken, dass es ein Unterschied ist, ob wir unsere Mitglieder informieren wollen oder neue Mitglieder gewinnen. Letzteres funktioniert erfahrungsgemäß am Besten im persönlichen Gespräch. Für Informationen wird häufig das Internet genutzt, aber letztlich hat gerade die ältere Generation gern trotzdem noch Papier in der Hand. Für die Weimarer GG ist der Facebook-Auftritt ein gutes Mittel, um der Presse aktuelle Informationen bereitzustellen und mit dieser besser in Kontakt zu kommen.
Hans-Ulrich Foertsch (Vest-Recklinghausen) ist der Meinung: Wir müssen moderne Medien nutzen, um auf dem Level der Zeit zu bleiben, ob Goethe nun will oder nicht. Er stimmt jedoch Golz zu, dass der persönliche Einsatz besonders wichtig ist.
Gern in Weimar willkommen
Zudem greift Golz die Überlegung auf, ob Weimar Angebotspakete für die OVen offerieren sollte. Golz meint jedoch, dass in jedem Falle individuelle Absprachen mit der Besucherbetreuung der Klassik Stiftung notwendig seien. Davon unabhängig werde aber jede OV, die nach Weimar kommen möchte, bei der Vorbereitung gern unterstützt und auch in der Geschäftsstelle gern gesehen. Golz verbindet damit freilich zugleich die Hoffnung, dass einige doch auch Mitglied in der Muttergesellschaft werden. Auch Referenten für die jeweiligen Vortragsprogramme können empfohlen werden.
Ortsvereinigungen, die gute Reiseerfahrungen gemacht haben, sollten diese an die anderen weitergeben, regt Hans Brendel an, Die Münchener können z.B. solche von ihren Fahrten nach Polen und nach Wien vermitteln.
Ãœber den Tellerrand schauen
Da das Thesen-Papier auf persönlichen Erfahrungen der Geraer/Erfurter und anderer Ortsvereinigungen beruht, fordert Dr. Golz Bernd Kemter auf, einiges dazu zu übermitteln.
Kemter greift zunächst auf, dass Kronach wohl nur noch Theaterfahrten organisiere, aber damit gute Erfahrungen in Großkochberg und Bad Lauchstädt gemacht habe.
Die Geraer Ortsvereinigung versucht, im Zusammenwirken mit der Stadtbibliothek und mit Buchhandlungen, durch öffentliche Lesungen auch ein junges Publikum anzusprechen. So ist eine Lesung „Aus Mephistos Tagebuch“ geplant. Aber auch Lesungen zu Autoren wie Klopstock, Hölderlin oder Nietzsche finden großen Zuspruch. Derzeit wird eine Lesung zu Ludwig Börne vorbereitet.
Sehr ansprechend und öffentlichkeitswirksam waren Vorträge von Mitgliedern anderer GG, wie Andreas Rumler oder Egon Freitag, ferner die Aufführung vom Theater der Dämmerung Düsseldorf mit „Faust I“. Es gibt Ãœberlegungen zu Schatzsuche und Poetryslam, um Kinder und Jugendliche für Goethe und darüber hinaus für Literatur allgemein zu interessieren.
Gemeinsam mit dem Partner-Goethe-Ort Waldeck wird für den 28. August der 2. Goethetag als Volksfest vorbereitet, wo es u.a. um Goethes ‚merkwürdige Worte‘ gehen wird, Kinderspiele aus der Goethezeit und eine Wanderung mit Goethe-Bezug sind geplant. Auch Flüchtlinge und Aussiedler beziehen die Geraer in ihre Arbeit ein.
Sehr gut findet Kemter die „Fundstücke“ zu Goethe, die Peter Krüger-Wensierski von Köln aus via Internet auf die Reise schickt.
Mit einem Dank an die GG Chemnitz, die vor zehn Jahren Pate stand bei der Gründung der GG Gera, regt Kemter an, darüber zu diskutieren, wer wo Pate sein kann für die Neugründung einer Ortsvereinigung in der Nachbarschaft.
Zusammenwirken mit Schulen
Siegfried Ziegler, Erlangen, sieht eine Chance für die Goethegesellschaften im Zusammenwirken mit den Schulen und glaubt, dass der Aufwand dafür nicht besonders groß sei. Über das Rektorat bzw. das Referat Deutsch könne die OV einen Auftritt planen mit einem Goethe-Schauspiel oder einer Doppelstunde etwa zum Thema „Zauberlehrling“. Für das Fach Kunsterziehung denkt Ziegler an das Anfertigen von Silhouetten, wie es zur Goethezeit im Gebrauch war. Ziegler will Derartiges in Erlangen versuchen.
Literarischer Salon in Marienbad
Anknüpfend an Kemter bekräftigt Siegried Arlt (Chemnitz), dass das Bestreben vor zehn Jahren, eine Geraer GG ins Leben zu rufen, von beiden Seiten von Herzen kam. „Und es ist ja auch was rausgekommen, nun sogar noch in Erfurt“.
Zudem sind die Chemnitzer Goethefreunde seit Jahren aktiv im tschechischen Marienbad mit einem literarischen Salon, in dem sich Schiller und Goethe treffen und sich auf originelle Weise bekannt machen. Das hat einen großen Kreis von Interessenten gefunden, berichtet Arlt. Die Chemnitzer sind auch dabei, wenn der Direktor des Goethe-Museums Marienbad zum dritten Mal zum Literaturfest mit tschechischen Literaten und Schauspielern einlädt.
Auch dem Ruf um Unterstützung bei der Gründung einer Goethegesellschaft in Karlsbad werden die Chemnitzer Goethefreunde folgen.
Sollten wir als GG einen Preis verleihen
Als weiteren Punkt aus dem Thesenpapier warf Golz die Frage „Sollten wir als Goethegesellschaft einen Preis verleihen?“ in die Debatte. Das trage zur weiteren Bekanntheit der Goethegesellschaft bei.
Einen Goethe-Preis gibt es allerdings schon: in Frankfurt/Main. Könnte es also vielleicht der „Divan-Preis“ werden? Wer soll dafür ausgewählt werden? Literaturpreise gibt es viele, aber zu wenige für moderne Lyrik. Zu bedenken ist jedoch, dass nicht nur ein Preisgeld erforderlich ist, sondern auch eine Jury, die sich intensiv mit verschiedenen Arbeiten auseinandersetzen muss. Als weitere Fragen stehen: Wer vergibt den Preis? Wann? Wenn die GG Weimar ihre Goethe-Medaille nicht entwerten will, kann anlässlich der Hauptversammlungen kein Preis verliehen werden, sondern allenfalls in den Jahren zwischen den Hauptversammlungen, wenn sich die Ortsvereinigungen in einer deutschen Stadt treffen. Wer bezahlt bzw. besorgt das Preisgeld? 10 000 Euro sollten es für Lyrik schon sein.
Für Weimar, so Golz, sei vor allem wichtig, das Jahrbuch auf Dauer zu finanzieren und weiterhin dafür zu sorgen, dass Stipendiaten nach Weimar eingeladen werden können. Insofern stehen wir zusätzlichen finanziellen Aufwendungen sehr skeptisch gegenüber, müssen uns auf die Bewältigung unserer beiden Hauptaufgaben konzentrieren.
Hans-Günther Otto (Rudolstadt) erhielt für seine Anmerkung „Ich sehe keine Notwendigkeit für einen solchen Preis. Das Geld soll lieber für Stipendiaten ausgegeben werden“ viel Beifall und kürzte damit die Debatte zu diesem Thema ab. Allerdings kam noch der Hinweis, Ãœbersetzungen von Goethegedichten ins Blickfeld zu rücken. Bernd Kemter warf seinen Gedanken ein, kleine Theater zu würdigen, die klassische Stücke aufführen. An die Ehrung solle kein Geld geknüpft sein, vielmehr könne sie aus einem Pokal in Form einer Goethea (brasilianische Orchidee) bestehen, der dann im Theater ausgestellt werden kann.
Golz: Skeptisch, optimistisch, ermutigend
Zusammenfassend zeigt sich der Präsident der GG in Weimar, Jochen Golz, erfreut über die Atmosphäre der Tagung, über die produktive Gemeinsamkeit und die vielen guten Ideen, sei es „Faust“ für Kinder, Essen und Trinken mit Goethe oder der Kampf gegen Bildungsschwund. Zu letzterem Punkt ist Golz allerdings skeptisch, denn das erfordere intensive Lobbyarbeit, um in engem Kontakt mit den Bildungsministerien der Bundesländer messbare Erfolge zu erreichen; nicht überall gebe es durch persönliche Beziehungen so glückliche Umstände wie in Heidelberg oder Hamburg. Besonders die Hamburger Klassikseminare verdienen Nachahmung, unterstreicht Golz.
Für Weimar versichert er: Wir versuchen den Newsletter als aktuelle Goethe-Zeitung zu gestalten. Beispielsweise geht es in der nächsten Ausgabe um Bücherspenden für die Ungarische Akademie der Wissenschaften und eine ungarische private Goethesammlung. Solche Berichte stärkten auch das Selbstwertgefühl der Weimarer Muttergesellschaft. Zudem solle die Flüchtlingsdebatte und das Verständnis für andere Kulturen anhand von Goethes Divan diskutiert werden. Außer dem Newsletter will Weimar aber bei Printmedien bleiben, weil viele Goethefreunde auch gern etwas in der Hand haben.
Für die Zukunft sieht Jochen Golz zwei Ziele der Goethe-Gesellschaften: Unsere Grundaufgabe ist es, Menschen an Goethe heranzuführen, junge, ältere, mittleren Alters. Und das können wir nur anstreben, wenn wir eine ordentliche Mitgliederbasis und damit entsprechende Finanzen haben. Junge Menschen kommunizieren heutzutage eher frei in sozialen Netzwerken und lassen sich nicht gern in Vereinsstrukturen einbinden. So ist es erstaunlich, dass immer noch so viele Menschen zu uns kommen, und zugleich ermutigend für uns alle.
Protokollantin
Angelika Kemter