Katharina machte uns gleich zu Beginn an Hand des Stadtplans darauf aufmerksam, dass die Innenstadt die Form einer Laute besitzt. Das Zentrum umfasst den Wawel und die historische Altstadt, die vom Grüngürtel Planty und den angrenzenden Stadtteilen umgeben wird. Unsere Exkursion begann am Theater, das 1880 fertiggestellt wurde und mit Skulpturen verschönt ist, die Allegorien der verschiedenen Genre der Bühnenkunst darstellen. Wir kommen zur Barbakane, der Bastion, die mit einem Wassergraben umgeben, aus dem 15. Jahrhundert stammt und dem noch erhaltenen Stadtmauerfragment vorgelagert ist. Von der Barbarkane aus gelangt man durch das Florianstor (Brame Florianska) über die Floriansstraße bis zum Hauptmarkt (Rynek Glowny ), der der Mittelpunkt der Stadt ist.
1257 wurde der Rynek Glowny, gemeinsam mit dem ihm umgebenen Straßennetz, neu angelegt. Damals wurde sowohl der zweihundert mal zweihundert Meter große Markt als auch die Straßen der Altstadt nach dem Magdeburger Recht abgesteckt und geradlinig gestaltet. Die damals schon bestehende Marienkirche steht dadurch schräg zum Hauptmarkt. Diese einmalig schöne dreischiffige Basilika besitzt viele wertvolle Kunstwerke. Am bedeutendsten ist der gotische Hochaltar von Veit Stoß, der als der größte und schönste ganz Europas gilt und der der Marienverehrung gewidmet ist. Der Nürnberger Bildschnitzer schuf in zwölfjähriger Arbeit ein Meisterwerk aus Linden-und Eichenholz. Die zweihundert biblischer Gestalten aus Lindenholz wirken lebendig und ergreifend schön. Auf der obersten Altarstufe (Predella) wird der Stammbaum von Jesus und Maria dargestellt. Der offene Schrank des Altaraufsatzes schildert die wichtigen Ereignisse im Leben Marias, von der Verkündigung bis zur Himmelfahrt. In der Mitte des Altars kann man die große plastische Szene des Einschlafens Marias, von Aposteln umgeben, bewundern, darüber die Himmelfahrt und Krönung in Begleitung des Heiligen Adalberts. Wird der Altar geschlossen, erblickt man zwölf Szenen des Leidens Christi.
Die Türme der Marienkirche, unterschiedlich in Form und Größe, sollen von zwei Brüdern geschaffen worden sein, von denen der eine aus Neid den anderen erstach. Das mutmaßliche Tatwerkzeug hängt noch heute als Warnung vor Missgunst an einer Kette. Vom Wachturm aus erschallt seit 1222 stündlich die Hejnalmelodie, die damals, als die Mongolen in Krakau einfielen, gespielt wurde. Wir haben Glück, die volle Stunde ist bald erreicht, und wir können dem Trompetensolo lauschen. Eindrucksvoll und anmutig nehmen die Tuchhallen die Mitte des Platzes ein. Nur schade, dass sie zum Zeitpunkt unseres Besuches verhüllt sind, denn dieser herrliche Renaissancebau soll restauriert werden. Wie ein riesiger Quader reckt sich auf der einen Seite der Tuchhallen ein großer klotziger Turm in die Höhe. Es ist der Rest eines gotischen Rathauses, das heute ein Informationszentrum beherbergt. Der Eingang wird von steinernen Löwen bewacht. Auf dem Markt steht auch das älteste Baudenkmal Krakaus, die St. Adelbertskirche, die schon im 10. Jahrhundert an der Stelle errichtet wurde, an der der Heilige Adelbert Gottes Wort verkündete, und von der aus Krakau sich im 13. Jahrhundert gegen den Einfall der Mongolen wehrte. Die heutige Gestalt erhielt diese kleine Kirche im 17. Jahrhundert. Mitten auf dem Marktplatz steht das Denkmal des polnischen Nationaldichters Adam Mickiewicz. …
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Katharina erzählt uns hier auf dem Marktplatz vom Königsweg. Er führte von der Barbakane und dem Florianstor über die Florianskirche und den Markt zum Wawelhügel. Diesen Weg gehen auch wir, und so können wir die Franziskanerkirche mit ihren berühmten farblich ausdrucksvollen Glasfenstern im Jugendstil bewundern, aber auch die Dominikanerkirche auf dem Allerheiligenplatz, die heute ein bedeutendes evangelisches Zentrum ist. Beide Kirchen besitzen ein Kloster. Im Kreuzgang der Dominikanerkirche befindet sich eine Grabplatte, die Veit Stoß geschaffen hat. Die Franziskanerkirche ist Sitz des Erzbischofs. Auch Papst Johannes hatte hier seinen Sitz. Im Kreuzgang des Klosters kann man die Porträts von Krakauer Bischöfen seit dem 15. Jahrhundert bewundern. Katharina macht uns auch auf die Peter-und- Paul-Kirche aufmerksam. Diese frühbarocke Jesuitenkirche ist ein Meisterwerk der polnischen Architektur des 17. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist die Fassade mit ihrem reichen Skulpturenschmuck. Katharina aber geht schnell vorüber. Sie scheint diesem Bau wenig Sympathie entgegenzubringen. Unsere Stadtführung endet an diesem Tag im Restaurant Trattoria Famiglia. Hier ist das Abendessen für uns bestellt, ein Fünfgänge-Menü, das uns vorzüglich mundet. Als wir nach dem Abendessen durch die belebte Altstadt schlendern, erklingt Musik, Droschken fahren und die Marienkirche erstrahlt in hellem Glanz. Wir finden eine Gaststätte, in der wir im Freien sitzen und bei Wein und Bier den schönen Tag ausklingen lassen können.
Am 28. Mai begann unser Tag mit einer kleinen Stadtfahrt zum Wawel. Dort erwartete uns Katharina und führte uns zum Königsschloss. Auf der breit angelegten Auffahrt zwischen den Wehrmauern und Basteien schreiten wir zum Königsschloss hinauf. Katharina erzählt uns die Legende vom Drachen, der Krakau in Angst und Schrecken versetzte. Ein Schuster rettete die Stadt dadurch, dass er dem Drachen ein Schaf zum Fraß vorwarf, das Gift im Körper hatte, an dem der Drache starb. Zum Dank erhielt der Schuster die Königstochter zur Frau.
Das Wawelschloss wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut und umfasst den gotischen und den Renaissancestil. Kazimiers der Große ließ dieses repräsentative Schloss um 1500 erbauen. Das heutige Renaissanceschloss entstand im 16. und 17. Jahrhundert. Nachdem der königliche Hof nach Warschau übergesiedelt war, verlor das Schloss an Bedeutung. Brände, Raubüberfälle und die österreichische Besatzung zerstörten recht viel. Erst im 20. Jahrhundert begann die Restaurierung. Die Einrichtung der Räume zeugt vom Kunstgeschmack der letzten Jagiellonen. hier hängen die Porträts der Könige. Wir besichtigen die Kanzlei, den ehemaligen Arbeitsraum der Beamten. Reich geschmückte Tür-Architrave (Säulen mit Kapitellen) erregen unsere Bewunderung. Noch eindrucksvoller sind die Lärchenholzdecken und die sich darunter befindenden Gemälde. Die Räume im ersten Obergeschoss sind mit Möbeln und prächtigen Wandteppichen ausgestaltet, mit Bild-, Ornament- und Wappenteppichen, die wahrhafte Kleinode darstellen. Die Bildteppiche, aus Wolle, Seide und Metallfäden gesponnen, wurden auf Bestellung des Königs Sigismund August hergestellt. Von 360 Teppichen überdauerten 138 dieser sogenannten Arrassen die Jahrhunderte.
Wir kommen zu den Staatsgemächern in der zweiten Etage. Sie wurden als Audienzräume genutzt. Die Wände sind mit wunderschönen Friesen bemalt. Der Bruder Albrecht Dürers, Hans Dürer, hat einige dieser Wandgemälde geschaffen. Im Gesandtschaftssaal sind die Felder der Deckenkassette mit Kopfskulpturen geschmückt. Danach gelangen wir in Räume, deren Wandfriese die Geschichte vom Turmbau zu Babel und die von der Arche Noah erzählen. Katharina erzählt uns von Anna von Habsburg, die bei einem Brand nur daran dachte, ihre Reichtümer zu retten und dafür sorgte, dass der Schlossbau in Warschau vollendet wurde, um dort eine neue Residenz zu schaffen. Dann erleben wir überraschender Weise ein kleines Konzert. Zwei Musikstudentinnen singen in historischen Gewändern mittelalterliche Melodien und beeindrucken uns mit ihren schönen Stimmen. Zum Schluss betrachten wir noch die Rubensbilder, die der Künstler während eines Aufenthaltes im Wawel schuf. Der schöne Audienzsaal mit der vergoldeten Kassettendecke diente auch als Tanz- und Festsaal und ist ebenfalls mit herrlichen Teppichen ausgestattet.
In der Kathedrale des Wawels kann man verschiedene Kunststile bewundern. Hier gibt es viele Kapellen, Grabmäler und Denkmäler. Das wertvollste Stück ist der Kazimier-Sarkophag von Veit Stoß. Der König wirkt nicht wie ein Toter, sondern würde-und prachtvoll, als habe er sich zum Schlafen hingelegt. Sehr beeindruckend ist auch das barocke Chorgestühl der Kathedrale, das 1620 entstand. Im düsteren Innenraum stehen die Sarkophage der Könige, so auch der silberne Sarkophag des Heiligen Stanislaus. Im Gotteshaus wurden alle polnischen Könige bestattet. Bemerkenswert ist auch das Kruzifix der Königin Hedwig, die heilig gesprochen wurde. Ein Meisterwerk der Renaissance ist die Siegesmundkapelle. Hier in der Wawel-Kathedrale fanden die Krönungen aller Könige statt. Insgesamt wurden hier 37 polnische Könige gekrönt. Am Nachmittag besichtigen wir die Alma Mater. Die Hochschule Krakaus wurde am 12. Mai 1364 von Kazimierz dem Großen und der Königin Jadwiga gegründet. Katharina führt uns in das Collegium Maius, das älteste Universitätsgebäude der Krakauer Universität, das heute ein Universitätsmuseum beherbergt.
Ein junger Mann übernimmt die Führung und erzählt uns, dass in Krakau 180 000 Studenten studieren. Das Collegium Maius ist das älteste Gebäude der Jagiellonen-Universität. Es wurde im 15. Jahrhundert errichtet und im Ausgang des 19 Jahrhundert im neu-gotischen Stil umgebaut. Wir erfahren, dass in der Nazi-Zeit 183 Professoren verhaftet und zum großen Teil ermordet wurden. Dann werden wir in den Konferenzsaal geführt. Ursprünglich war dieser Raum die Bibliothek (Libraria), heute ist er Treffpunkt des Senats. Die vielen Porträts erinnern an die Rektoren und Professoren der Universität. Die Stuba Communis, der Gemeinschaftssaal, diente den Professoren als Reflektorium. Alte, dunkel-schwere Möbel geben dem Raum ein ehrwürdiges Gepräge. Der Saal weist eine Statue Kazimierz, sowie einen Treppenaufgang aus Danzig auf. Wir werden in die Schatzkammer geführt. Interessiert betrachten wir die mittelalterlichen Insignien der Rektoren. Dazu gehören der Amtsstab eines Bischofs und der der Königin Jadwiga aus dem 15. Jahrhundert. Hinter Glas. die Gründungsurkunde der Universität, Kelche und Siegel. Unser Museumsführer erzählt uns, dass 1770 eine Kommission für Nationalbildung den jungen Gelehrten Hugo Kollataj beauftragte, eine Reform der Krakauer Akademie durchzusetzen. Er löste die Kollegien auf und sorgte für neue Lehreinrichtungen der Professoren. Die Vorherrschaft der Theologie wurde gebrochen und das Polnische durfte als Vorlesungssprache dienen. Der Kopernikus Raum ist dem bedeutendsten Studenten der Universität, Nikolaus Kopernikus, gewidmet, der 1491-1495 hier studierte und die Universität berühmt machte. Zu sehen ist u.a. auch eine Weltkugel aus Italien von 1510 und ein Werk von Kopernikus von 1543, das "Von der Umdrehung der Erde"berichtet. Im Hörsaal befindet sich das Gestühl des Rektors und der Professoren sowie Porträts der Mäzene der Universität. Wunderschön ist auch die Kassettendecke. Als wir gegen 15.00 Uhr die Universität verlassen, sehnen wir uns nach etwas Ruhe und nach einen Imbiss. In Krakau ist das kein Problem, Gaststätten und Kaffees gibt es in Hülle und Fülle. Wir finden schnell ein Straßenkaffee, in dem wir uns ausruhen und stärken können. Jetzt haben wir auch die Möglichkeit der Unterhaltung.
Eine Stunde später treffen wir uns wieder mit Katharina. Sie will uns durch das ehemalige jüdische Stadtviertel Kazimierz führen. Die Männer unserer Gruppe bekommen eine Jarmulke gereicht. mit diesem jüdischen Käppchen für Männer fotografieren wir sie, zur bleibenden Erinnerung an unseren Besuch in Kazimierz. Die Stadt Kazimierz wurde 1335 gegründet. Nachdem König Jan Olbracht die Umsiedlung der Krakauer Juden nach Kazimierz befohlen hatte, wurde dieses Stadtviertel schnell zum führende Zentrum jüdischer Kultur. Selbst heute hat es seinen besonderen Charakter noch erhalten, da die jüdische Kultur in Krakau gepflegt weiter wird. Mit seinen engen Gassen scheint diese Viertel einer anderen Welt anzugehören. Es bezeugt Jahrhunderte friedvollen Zusammenlebes von Juden und Christen, versinnbildlicht durch die Sakralbauten beider Religionen. Die jüdische Gemeinde hatte ihre eigene Kultur und Rechtssprechung, viele Synagogen, Bäder, Schulen und Friedhöfe. Wir besichtigen zunächst den jüdischen Friedhof( Friedhof Remuth. Auf vielen Grabsteinen sind Symbole erhalten, die auf die Namen der Verstorbenen hinweisen. Das Grab eines Rabbis ist durch betende Hände gekennzeichnet, drei verschlungene Schlangen hüten das Grab eines Arztes. die Gräber der Wissenschaftler werden durch die Krone des Wissens geschmückt und der sechszackige Davidstern steht für die Abkömmlinge der Juda. Alle Grabsteine sind gen Osten gerichtet.
Die Juden nehmen Abstand von der Welt der Toten. Es gibt keine mit Blumen
geschmückte Gräber. Ehre erweist man dem Verstorbenen durch einen Stein, den man auf den Grabstein legt. Die Toten werden in Leinentüchern bestattet. Die Alte Synagoge ist die älteste Synagoge in Polen. Hier finden wir eine Gedenktafel für die Verstorbenen und einen siebenarmigen Leuchter. Während des zweiten Weltkrieges wurde die Kirche von den Nazis geplündert und stark zerstört. Wir erfahren, dass die Frauen nach jüdischem Brauch in einem besonders abgetrennten Raum ihr Gebet verrichten mussten. Die Predigten wurden in hebräischer Sprache gehalten. Auch in der heutigen Zeit wird hier täglich das Abendgebet gesprochen. In der Isaak-Synagoge erzählt uns Katharina die Sage von einem armen Juden, der von einem Schatz, der in Prag verborgen sei, träumte. Er wanderte nach Prag und ein Soldat beschied ihm, er solle wieder nach Krakau reisen, um dort den Schatz zu heben. Isaak soll tatsächlich den Schatz gefunden haben. Die Legende berichtet, er habe zum Dank die Isaak-Synagoge erbauen lassen. Erwiesen ist, dass ein reicher Jude den Bau veranlasste und zahlte. Das Gotteshaus ist durch seine barocken Stuckarbeiten und durch das schöne Arkadenportal bekannt. Die jüngste Synagoge ist die Kupa-Synagoge aus dem 17. Jahrhundert. Kupa heißt Sparbüchse. Das Gotteshaus wurde aus Mitteln des Vorstandes der jüdischen Gemeinde erbaut. Dieser Sakralbau lehnt sich an die Stadtmauer an. Die Synagoge wurde auch für profane Zwecke genutzt.
Wir kommen auf den Marktplatz. Hier gab es eine Aufsicht, die bewerten musste, ob alles "koscher" sei. Die Schule des jüdischen Viertels war eine Ganztagsschule. Um ihre Kinder zu prüfen, luden die jüdischen Familien die Lehrer ein und baten sie, ihre Schüler zu examinieren. Die Besichtigung des jüdischen Viertels endet im jüdischen Restaurant "Klezmer-Hois", wo wir bei Kerzenschein und jüdischer Musik das Abendessen einnehmen. Leider aber sind wir nicht allein. Eine Seniorengruppe aus den ehemalige alten Bundesländern sitzt mit im Raum und ihr lautes Schwatzen, ihr Ignorieren der musikalischen Darbietungen, stört den Genuss der Musik empfindlich. Aber bald merken unsere Landsleute, dass die musikalischen Darbietungen klangvoll und beeindruckend schön sind und werden von Minute zu Minute ruhiger. So kommen wir doch noch zu einem musikalischen Genuss. Am nächsten Tag fuhren wir gleich nach dem Frühstück nach dem 12 Kilometer entfernten Wieliczka. Dort befindet sich ein Salzbergwerks-Museum. Die Salzvorkommen waren Jahrhundertelang eine gute Einnahmequelle der polnischen Krone. Im Laufe der Jahrhunderte wurde hier ein enormes Netzwerk an unterirdischen Gängen und Kammern geschaffen.
Das Salz wurde auch als Baustoff für die unterirdischen Kapellen und Altäre genutzt, denn die Minenarbeiter versprachen sich von der Anbetung Gottes und der Heiligen Schutz vor Unfällen und Gefahren. Im Museum werden die Methoden des Salzabbaus recht eindrucksvoll dargestellt, zum Beispiel einen Pferdegöpel, Seilwinden, die Herstellung von Siedesalz. Die Zimmerleute errichteten ein Denkmal ihres Berufes und schufen eine großartige Holzkonstruktion. Sehr beeindruckend ist die Heilige Kreuzkapelle, aber auch die Kunigundenkapelle, die der Heiligen Kunigunde gewidmet ist. Kunigunde bekam laut der Sage die Mine als Mitgift, als sie Herzog Boleslaw heiratete. die Bergleute bedankten sich bei ihr durch eine Salzgabe. 1999 wurde Kunigunde heilig gesprochen. Heute noch kann man dieses Ereignis durch ein wunderschöne Salzskulptur bewundern. Der Heiligen Kuigunde und auch der Heiligen Barbara, der Schutzherrin der Bergleute, wurde eine Kapelle errichtet. Schön sind auch die Wandreliefs aus Salz: Die Flucht Jesus nach Ägypten, das Heilige Abendmahl. Eine überlebensgroße Salzstatue zeigt uns Papst Johannes. In allen Kapellen kann man sich an den wundersam glitzernden Kronleuchtern aus Salz erfreuen, die der Schönheit von Kristallkronleuchtern in nichts nachstehen. Zu besichtigen ist auch ein unterirdisches Krankenhaus.
Im Bergwerk ist ein bild gestaltet, dass darauf hinweist, welche kulturellen Werte in die Weltkulturliste aufgenommen wurden. Das Salzbergwerk in Wilieczka ist dabei. Dann entdecken wir eine Goethestatue. Goethe war als Bauminister im Auftrag des Herzogs 1770 in Wieliczka. Der damals 31-jährige Minister übernachtete in Krakau, hatte aber kaum Interesse daran, sich Krakau und seine Umgebung näher zu betrachten. Für ihn war dieser Besuch eine berufliche Notwendigkeit, sollte er doch sich mit dem Salzabbau in Wieliczka näher vertraut machen, um für den Ilmenauer Bergbau Schlussfolgerungen ziehen zu können. Zurückgekehrt nach Krakau, lud uns Heiko zu einem Gläschen Wein ein. Wir mieteten ein kleines Schiff auf der Weichsel und fuhren eine Stunde lang mit dem Schiff auf dem Fluss, betrachteten die Umgebung, fotografierten, lachten und scherzten und tranken in aller Gemütsruhe unseren Wein. Als wir eine Brücke passierten, sahen wir hoch oben im Stahlgerüst der Brücke riesige Stöcke, die während des kürzlich stattgefundenen Hochwassers von der Weichsel angeschwemmt wurden und uns zeigten, wie hoch der Wasserstand des Flusses in der Zeit des Hochwassers gewesen war.
Anschließend hatten wir Zeit zum Bummeln. Der Streifzug durch die Stadt wird zum Erlebnis. Da steht ein Sänger an der St. Andreaskirche, der so ergreifend das "Ave Maria", Lieder von Mozart und andere klassische Lieder singt, dass man einfach stehen bleiben muss, um ihm zuzuhören. Es ist ein wahrer Kunstgenuss. Wir besichtigen Bilder in einer Kunstgalerie, schlendern durch die Straßen und genießen den Flair Krakaus. Überall werden Ausstellungen und Kunstbasare, Konzerte und Theateraufführungen angepriesen. Oh, wenn man die Zeit hätte, all diese künstlerischen Darbietungen genießen zu können! Auf dem Marktplatz vollbringen Jongleure und Akrobaten erstaunliche Leistungen. Droschken fahren durch die Stadt – eine nach der anderen, und eine ist schöner als die andere. In den Cafés der Hinterhöfe und in den Straßencafés sitzen zahlreiche vergnügte junge Leute -. Und was das Faszinierendste ist: Menschen über Menschen, die sich in der Krakauer Altstadt ohne Hektik ergehen, zwischen den herrlichen Adelshäusern dahin schlendern, einkaufen und den schönen Frühlingstag genießen. Auf dem Markt werden Blumen angepriesen, leuchtend frisch. Eine pulsierende lebende Stadt voll Schönheit und Anmut!
Am Abend treffen wir uns am Mickiewicz-Denkmal auf dem Marktplatz, um zum
Abendessen in das Restaurant "Morskie Oko" zu gehen. Dieses Restaurant befindet sich ganz in der Nähe des Marktes und ist im Stil der Goralen eingerichtet. Es ist nach dem Morskie Oko, einen Bergsee der Hohen Tatra bei Zakopane benannt. Drei Streicher spielen während des Abendbrots hinreißende und temperamentvolle Volksmelodien. Tänzer in Goralen-Trachten legen dazu flotte Tänze aufs Parkett, so dass die Stimmung bald auf den Höhepunkt steigt. Wir sind fasziniert von dieser volkstümlichen Atmosphäre und fühlen uns sehr wohl.
Als wir den Heimweg antreten, sind wir begeistert von der abendlichen Stadt. Die hell erleuchtet Marienkirche, Musik, fröhliche Menschen, laue Luft – das alles wirkt wie ein Zauber. Schade, dass wir nur drei Tage hier sein können. Die Stadt Krakau ist so schön, dass wir gern länger hier verweilen würden.
Am nächsten Tag treten wir die Heimreise an. Je weiter wir nach dem Westen kommen, desto kühler wird es, und unweit der Grenze beginnt es zu regnen. Unsere Heimat empfängt uns mit Kälte und mit regnerischem Wetter. Um so dankbar wer sind wir, dass wir Krakau bei schönstem Frühlingswetter erleben konnten. Es war eine herrliche Reise. Wir haben nicht nur viel gesehen und erlebt, sondern auch viel gelernt und wir werden diese Exkursion in bleibender Erinnerung behalten. Wir danken den Veranstaltern ganz herzlich.