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„Goethe, Franken, Wein und Frauen“

erstellt am: 04.10.2014 | von: beke | Kategorie(n): Rückblick

Vortrag von Dr. Hans Bauer, Kitzingen, am 1. Oktober 2014

Goethe trank gern Frankenwein. So ließ er sich auch aus dem unterfränkischen Dettelbach Weine schicken. Da ist aber noch nicht lange bekannt. 2004 meldete sich ein Kunde bei einem dortigen Weinhändler und behauptete, Goethe habe Wein aus Dettelbach getrunken. Da Goethe Haushaltsbuch führen ließ, forschte Bauer im Goethe- und Schiller-Archiv, fand in dortigen Unterlagen auch die Namen der beiden Weinhändler Thaler und Döring aus Dettelbach. Auch weilte Goethe in der Nacht vom 5. auf den 6. November 1797 im Gasthof “Zum goldenen Hirschen”. Auch Weinhändler Hornschuch aus Rüdenhausen lieferte Wein an Goethe. Auf dem dortigen Weingut lebt heute Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen. Hornschuch war mit einem weiteren Weinhändler verbandelt. Der lieferte an Goethe recht umfangreiche Weinsendungen, wagt es aber einmal, den Geheinrat wegen säumiger Zahlung anzumahnen. Daraufhin bekam er nie wieder eine Bestellung von Goethe.

Die Gebrüder Will aus Schweinfurt gehörten zu den wichtigsten fränkischen Weinlieferanten. Ein “Eimer” Wein umfasste damals 60 Liter.

Goethe zeigte sich recht ungeduldig, wenn die Lieferung lange Zeit ausblieb. Er konnte dann sehr ungehalten sein. Im April 1820 vermutete er, man habe “bei der Maut neue Schikanen ersonnen”, und er wolle sehen, “wie man ihn hierher schaffe”. Am 17. Mai 1820 traf die sehnlichst herbei gewünschte Bestellung endlich ein. Wen ig später, am 31. Mai schreibt er an Sohn August: “Sende mir eine Portion Wein.” Zwischen 1805 und 1832 erhält er 63 Lieferungen von den Gebrüdern Will. Hier besaßen die “Eimer” schon ein Fassungsvermögen von ca. 300 Litern. Auch von den Gebrüdern Ramann aus Erfurt bezog Goethe Wein. Ramanns hatten ihre Wurzeln in Franken.

Dennoch, so Bauer, war Goethe keineswegs ein Trunkenbold. Er wusste stets, wann er aufhören musste. Der stilvolle Genuss des Weines war ihm wichtig. Er wollte nicht, dass der Wein verdünnt wird und konnte schon mal tadeln: “Wo haben Sie denn diese üble Sitte gelernt?”

Regionale Sorten waren zum Beispiel: Dettelbacher Leiten, Würzburger Stein, Würzburger Leiten, Rödelseer, Escherndorfer, Wertheimer.

Dr. Bauer ging sodann auf fränkische Orte ein, in denen Goethe weilte. In Nürnberg hielt er sich viermal auf, so beim Abholen von Herzogin Anna Amalia aus Venedig. Er genoss auf einen Schlag drei Dutzend Nürnberger Bratwürste. Goethe weilte 27-mal in Hof. Aber er besuchte auch Ostheim vor der Rhön und verbrachte eine Nacht in Würzburg (bei Mondschein; Dom und Residenz hat er nie gesehen). In Nordheim am Main kehrte er ein. “Mittagessen, junges frisches Mädchen, nicht schön, verliebte Augen, der Alte guckt sie immer an. Kuss!”, schreibt Reisebegleiter Sulpiz Boisseree.

Weitere Orte, die Goethe besuchte, sind u. a.: Wunsiedel, Bad Alexandersbad, Bamberg (dreimal, nur kurz, Gasthof zum weißen Lamm), Bayreuth (eine Nacht) Dinkelbühl, Schwabach, die Klöster Banz und Vierzehnheiligen.

Goethe kannte viele Persönlichkeiten in Franken, darunter Christian Gottfried Nees von Esenbeck, Philosoph, Mediziner, Botaniker, der eifrig mit dem Dichter in Weimar korrespondierte. Nees widmete Gothe eine südamerikanische Pflanze, die Goethea cauliflora. Goethe war begeistert. Den Friedrich Rückert kannte Goethe auch. Rückert hatte die “Östlichen Rosen geschrieben, er wollte damit Goethes “West-Östlichen Divan” nachempfinden. Goethe sortierte dieses Buch in seine Bibliothek ein. Sie sind sich aber nie begegnet. Rückert verehrte Goethe sehr.

Zum Thema noch ein Goethe’sches Bonmot: “Ohne Wein und ohne Weiber hol der Teufel uns’re Leiber.”

Dr. Bauer stellte sodann einige Frauenbekanntschaften Goethes vor (z. B. Ulrike von Levetzow) und stellte die Frage, ob denn Goethe auch eine fränkische Geliebte gehabt habe. Dies ist nun mehr scherzhaft zu betrachten. Immerhin: Am 11. September 1823 “verguckte” er sich vielleicht in Hof “Zum Hirsch” in die ledige Schwester des Wirtes. Stoff für eine eingehende Recherche.

B. Kemter

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