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Eislers „Johannes Faustus“

erstellt am: 01.03.2014 | von: beke | Kategorie(n): Rückblick

Vortrag von Dr. Arnold Pistiak, Potsdam, am 4. März 2014

Im Spätherbst 1952 veröffentlichte Hanns Eisler ein Textbuch zu einer Faustoper. Deren Musik hat er allerdings nicht komponiert. Das Buch aber wurde von Thomas Mann, Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger gelobt. „In die ruhmvolle Geschichte des Kampfes gegen die deutsche Misere gehört auch gerade Eislers Faustus“, meinte etwa Brecht. Das Buch wurde jedoch Gegenstand einer heftigen offiziellen Kampagne, die unter anderem dazu führte, dass es noch vor dem 17. Juni 1953 aus den Buchläden eingezogen wurde.

Pistiak, Musikwissenschaftler und Germanist, analysierte die Struktur des Stückes und die Faustus-Kampagne. Er kam zu einer neuen Sicht auf die dahinter liegenden tieferen Ursachen. Seine These: Wie auch die in Svendborg geschriebenen Kantaten stellt auch Johannes Faustus ein antistalinistisches Projekt dar. Im Unterschied zu jenen Kantaten sind Satire und Trauer aber nun eingebettet in das Bemühen um die Verwirklichung des großen Projekts einer nicht auf Geldverhältnissen gegründeten neuen Gesellschaft.

Im Vortrag ging es jedoch nicht nur nicht um diese Kampagne, sondern um Eislers weithin unbekannten poetischen Text, um dessen geistige Tragweite und Schönheit. Dargestellt wurde, wie Eisler unter Rückgriff aus Goethes Faust-Tragödie, aber auch auf das Volksbuch (die „Historia“), die Puppenspiele oder Lessings Faust-Szenen ein faszinierendes Spiel schuf, in dem seine Faust-Figur ihren selbstverschuldeten Untergang erleidet.

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