von Erika Seidenbecher
Am Donnerstag, dem 21. Mai 2009, fuhr die Goethe-Gesellschaft Gera nach Frankreich. Unser erstes Ziel war Sesenheim, der Ort, in dem Goethe 1770 weilte. Sein Interesse galt damals der 19-jährigen Pfarrerstochter Friederike Brion. Zunächst aßen wir zu Mittag in der wunderschönen Gaststätte „Au boeuf“. Der Himmelfahrtstag ist in Frankreich ein hoher Feiertag, und so waren in der Gaststätte etliche Familienfeiern. Wir speisten hier vorzüglich, um danach mit Oberstudienrat a. D. Fred Nissel durch den Rheinpark, zur Kirche, zu Friederike-Ruh und zur Goethe-Scheune zu wandern. Wir wollten die Orte sehen, an denen dieses so berühmte Paar damals weilte. Im Goethe-Museum konnten wir noch viele Einzelheiten erfahren. Gegen Abend fuhren wir dann nach Strasbourg, In die Hauptstadt des Elsaß.
Strasbourg – eine sehenswerte Stadt: Sitz des Erzbischofs, Sitz des Europa-Parlaments, Sitz des Europäischen Rates für Menschenrechte. Die historische Stadt besitzt ein wunderschönes
mittelalterliches Zentrum, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die schönen anspruchsvollen Fachwerbauten zwischen zwei Armen der Ile liegend, werden überragt vom Straßburger Münster Notre Dame, einem der mächtigsten Bauwerke des Mittelalters. 1176 wurde mit dem Bau begonnen, und es dauerte Jahrhunderte, bis er beendet wurde. Von den geplanten zwei Türmen wurde 1439 nur der nördliche Turm vollendet. Das Münster vereinigt fast alle mittelalterlichen Baustile. Spätromanisch ist die Krypta, der Chor und das Querschiff, gotisch sind die Spitzbögen an der Fassade und das überwältigend schöne Hauptportal mit seinen zahlreichen Statuen und der riesigen Fensterrose.
Beeindruckend sind auch die Glasmalereien aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Die Kanzel ist ein Meisterwerk von Johann Hammerer (1486). Die Kathedrale besitzt auch eine herrliche Silbermann-Orgel und eine sehr berühmte astronomische Uhr von Schwilque. …
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Der 22. Mai gehörte der Stadtführung. Herr Nissel führte uns durch die historische Altstadt mit ihren Kirchen, dem Vabaun-Wehr, den „überdachten Brücken“ und den schönen alten Fachwerkhäusern mit den sehenswerten Innenhöfen der Gerber, Müller und Fischer. Wir bestaunten auch das Haus Nr. 36 am Fischmarkt, in dem Goethe 1770/71 wohnte, als er seine juristischen Studien beendete. Ein besonderes Erlebnis war das Besteigen der Münsterplattform, von der aus man die Größe und Schönheit der Stadt bewundern kann.
Am 23. Mai fuhren wir nach dem Frühstück nach Baden-Baden im Land
Baden-Württemberg. Seinen Ruf verdankt die internationale Kur- und Bäderstadt der schönen Lage im nordwestlichen Schwarzwald. Umrahmt von dessen bewaldeten Höhen und im Besitz eines ausgesprochen milden Klimas, galt der Badeort schon bei den Römern als bemerkenswert schönes Erholungszentrum. Schon damals waren die heißen Quellen berühmt. Wir besichtigten die Ruinen der römischen Soldatenbäder. Anschaulich wurde uns von der dortigen Führerin das Badeerlebnis der römischen Soldaten und ihrer Familien erklärt. Nach einem kleinen Bummel durch die Stadt und die Kuranlagen fuhren uns beide Fahrer zum Geroldsauer Wasserfall. Die Rhododendren blühten dort in einer Größe und Fülle, wie wir das bis dahin noch nicht erlebt hatten. Unser Fahrer Heiko überraschte uns dann mit einem kleinen Imbiss und einem Becher Wein.
Herr Kemter hatte für uns eine Schiffsrundfahrt gebucht. Mit der MS Rheinmünster fuhren wir von Kehl aus auf den Rhein. Wir erfuhren, dass, dank der verkehrsgeographisch günstigen Lage des Hafens, der Umschlag von Getreide, Kohle und Erz schon im Zeitalter der Industrialisierung zum Ausbau der Wirtschaft und Industrie führte. So entwickelten sich hier der Maschinenbau, die chemische Industrie und der Lok- und Schiffsbau. Über den Rhein führen eine Eisenbahn- und eine Straßenbrücke (Europabrücke) nach Kehl.
Noch war unser Tag nicht beendet. Wir fuhren anschließend noch nach Varnhalt bei Baden-Baden. Dort war ein großes Fest der Weinbauern mit einen Jubiläumskonzert der Winzerbuben, die mit Blasmusik von der Klassik bis zur moderne für Stimmung und Gemütlichkeit sorgten. Am 24. Mai fuhren wir nach dem Frühstück nach Rastatt. Das Barockmuseum beherbergt eine Erinnerungsstätte der Freiheitsbewegungen der deutschen Geschichte, mit dem Schwerpunkt der Revolution in Rastatt und Baden 1848/49. Hier erfuhren wir viele Einzelheiten von dem Freiheitskampf des deutschen Volkes gegen Napoleon, von den Lützower Jägern, der Burschenschaftsbewegung, dem Wiener Kongress, von der Dreiteilung Polens, den Karlsbader Beschlüssen, von den Göttinger Sieben, dem Hambacher Fest, dem Frankfurter Parlament, der Julirevolution 1830, der Badener Revolution und der Ausrufung der Badischen Republik 1849. Wir erfuhren, dass der preußische König die vom Frankfurter Parlament angetragene Kaiserkrone ablehnte, weil er sie nicht von dem lausigen Volk annehmen wollte. So wurde 1871 das deutsche Reich durch Blut und Eisen gegründet, unter Ausschluss Österreichs und der Vorherrschaft Preußens.
Das letzte große Ereignis unserer Fahrt war die Besichtigung der Königsburg im Elsaß, die im 12. Jahrhundert erbaut, im 15. Jahrhundert erneuert, im 17. Jahrhundert von den Schweden zerstört und von Kaiser Wilhelm II. um 1900 wieder restauriert wurde. Diese Burg ist ein repräsentatives Denkmal der Burgenarchitektur für das Mittelalter. Die Fahrt nach Frankreich, Baden-Baden und Rastatt war ein einmalig schönes Erlebnis. Recht vielen Dank Herrn Kemter für die Organisation dieser schönen und unvergesslichen Reise.