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Ausflug an die Leubatalsperre und nach Waltersdorf 2012

erstellt am: 08.09.2012 | von: beke | Kategorie(n): Rückblick

Von Erika Seidenbecher

 

Ausflug der Goethegesellschaft

 

Am 8. September unternahmen die Mitglieder der Geraer Goethegesellschaft, gemeinsam mit dem Literaturclub aus Kulmbach, einen Ausflug.

Zunächst trafen wir uns , die Geraer und die Kulmbacher, an der Bootsanlegestelle in dem Ort Hain an der Leubatalsperre, denn es war eine Floßfahrt geplant.

24 Personen fasst das Floß und der Bootsführer versicherte uns, dass wir keine Bange zu haben brauchten, denn das Floß sei TÜV-geprüft.

Er bedauerte es, dass sein Gefährte, der den Georg Kresse darstellte, wegen einer Erkrankung nicht mit von der Partie sein könnte.

Lustig ging es zu, auf dieser Fahrt über die Talsperre, es wurde, gesungen, gelacht und gescherzt, und der Bootsführer erzählte uns viel Wissenswertes. Die Leuba, ein Zufluss der Weida wurde 1981 gestaut. Die Talsperre erstreckt sich über 3,7 km. Es ist ein Rückhaltebecken, offiziell kein Badege­wässer, aber FKK-Freunde finden sich bei schönem Wetter recht gern hier ein. Der Bootsführer er­klärte uns die reizvolle Gegend, die wir durchfuhren, zeigte uns die nahen Orte Kauern und Hohen­leuben, sprach von der Kauern- und der Teufelsmühle und von der Teufelskanzel und schließlich von Georg Kresse. Georg Kresse, der im Dreißigjährigen Krieg, gemeinsam mit einer Schar verwe­gener Burschen aktiven Widerstand gegen die plündernden und brandschatzenden Soldaten leistete, ist als Bauerngeneral bekannt. Seine Zufluchtsstätte war eine für die Feinde unzugängliche Höhle Sie befand sich am Felsgestein des Triebestales, gegenüber der Burg Reichenfels. Trotz vieler Vor­sichtmaßnahmen der militanten Bauern, gelang es, Georg Kresse zu fangen. Er soll am 1. Novem­ber 1641, also sieben Jahre vor dem Ende des Krieges, in Auma erschossen worden sein.

Während der Plaudereien des Bootsführers genießen wir die reizvolle Landschaft: Wir erblicken Hohenleuben und Kauern. Wälder, Wiesen und Felsen umgeben die Talsperre. Auf dem Gewässer schwimmen Haubentaucher, und wir vermuten, dass es hier auch eine recht interessante Fauna und Flora gibt.

Nach der reichlich einstündigen Floßfahrt fahren alle Ausflügler nach Walterdorf bei Greiz, die Ge­raer mit dem Bus, die Kulmbacher mit ihren eigenen Autos.

Die Gegend ist idyllisch: Über Daßlitz und das Angerdorf Nitschareuth fahren wir durch das reiz­volle Thüringer Vogtland. Schöne Fachwerkbauten erfreuen das Auge. In Walterdorf erwartet uns der Wirt des Museumshofes.

Der Museumshof, der mit vielen rustikalen Besonderheiten aufwartet, hat sich in der Region schon einen Namen gemacht. In dem nach alten Plänen original nachgebauten Lehmbackofen wird an be­stimmtem Tagen Brot gebacken und zwar Bauern- und Dinkelbrot.

Hier finden auch Filznachmittage statt, und im Herbst gibt es die Kürbisküche und es gibt Pflaumenkuchen. Die Besitzer des Museums- und Ferienhofes wollen die traditionelle bäuerliche Lebensweise der Vergangenheit vor dem Vergessen bewahren und für sie Besuchern erlebbar gestalten.

Wir interessieren uns aber vor allem für das Spinnen. Auf dem Spinnboden erblicken wir viele alte Spinnräder. Die freundliche Wirtin erklärt uns, wie früher die Schafswolle verarbeitet wurde und führt uns das Spinnen vor. Zuerst wird die Wolle gekämmt und dann durch das Spinnen zu einem Faden verarbeitet. Anschließend werden zwei Fäden zu einem haltbaren Garn zusammengedreht.

Wir erfahren, dass die Schafswolle sehr warm hält, weil ein Teil des Wollfettes erhalten bleibt. Des­halb sind die Socken aus Schafswolle auch heute noch sehr beliebt.

Im Hofladen kann der Besucher allerhand schöne Artikel kaufen, um ein Andenken oder Mitbring­sel für die Verwandten und Bekannten zu haben.

Wir aber freuen uns auf einen geselligen Nachmittag. Ein Alleinunterhalter mit einer Harmonika spielt alte deutsche Volks- und Wanderlieder, und alle Ausflügler singen begeistert mit. Die Melodi­en kennen alle und für die Texte sorgt eine Textsammlung, die wir ausgeliehen bekommen.

Freude kommt auf, und wir fühlen uns wohl im Kreise Gleichgesinnter aus Kulmbach und Gera. Oft waren wir schon gemeinsam auf Reisen, und viele von uns kennen sich sich recht gut.

Kurz vor dem Abendbrot vertreten wir uns noch die Beine und spazieren in kleineren Gruppen durch das schöne Dorf. Die Unterhaltungen zeigen aber immer wieder, dass uns alle noch das The­ma „Wende und DDR“ beschäftigt. Warum auch nicht? Die Bewohner aus Ost und West können sich nur durch Gespräche näher kommen und nur dann Verständnis füreinander haben, wenn sie über ihre Probleme und die sie bewegenden Fragen miteinander sprechen. Wir sind trotzdem durch die längere Bekanntschaft schon wahre Freunde geworden und sind immer wieder dankbar, uns auf diese Weise besser kennen zu lernen. Eines steht fest: Die Geraer und die Kulmbacher fühlen sich miteinander wohl.

In den Gastraum zurückgekehrt, wird das Abendbrot serviert. Es gibt Mutzbraten mit Sauerkraut.

Mutzbraten ist ein Gericht, dass im 20. Jahrhundert in Schmölln das erste Mal angeboten wurde. Mutzbraten wird aus der Schweineschulter oder aus dem Schweinekamm zubereitet. Das Fleisch muss fett durchwachsen und nicht zu trocken sein. Es wird mehrere Stunden vor der Zubereitung in eine Beize von Majoran, Salz und Pfeffer eingelegt und dann über Birkenholzfeuer gegart.

Wir lassen uns den Mutzbraten schmecken.

Nach dem Abendbrot gibt es eine ungewöhnlich schöne Überraschung. Bernd Kemter, in histori­scher Kleidung, tritt als herzoglich-weimarischer Chronist auf und plaudert über Geschehnisse und auch über Klatsch und Tratsch in Weimar zur Goethezeit. Er erzählt, plaudert, und weist an. Denn mit von der Partie ist der Cellist ….. , der zwischen den Plaudereien wunderschöne Weisen von Mo­zart, Bach, Telemann u.a. spielt und seine Zuhörer damit begeistert. Köstlich ist es, wie der „Wei­marische Hofmann“ den „angestellten Musiker“ kommandiert, schikaniert und tadelt. Manchmal lässt er sich aber sogar herab, ihn ein kleines Lob zu erstatten.

Der Cellist, jetzt Pensionär, war 26 Jahre an dem Salzburger Theater als Musiker tätig und er ver­seht es, uns durch seine Musik zu verzaubern. Es ist ein Ohrenschmaus, die Musik zu genießen.

Wir waren begeistert von dieser historischen Vorführung. Sie war unterhaltsam, interessant und amüsant, und wir danken den beiden Künstlern für ihre Darbietungen.

Leider geht der schönste Tag auch einmal zu Ende, aber uns tröstet es, das Bernd Kemter noch vie­le schöne Veranstaltungen auf dem Programm der Geraer Goethegesellschaft hat und wir noch man­ches Schöne gemeinsam mit den Kulmbachern erleben werden.

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