Goethe Gesellschaft Gera e.V. » 2. Juni 2011 Vortrag von Dr. Angelika Reimann

2. Juni 2011 Vortrag von Dr. Angelika Reimann

erstellt am: 02.06.2011 | von: admin | Kategorie(n): Rückblick

„… dass ich zuerst und zuletzt bin ein Opfer – und bin der, der es bringt.“ Thomas Manns Goethebild in seinem Roman „Lotte in Weimar“, Vortrag von Dr. Angelika Reimann, Jena

„Lotte in Weimar“ ist uns heute zumeist als großer Goethe-Roman im Bewusstsein, in dem Thomas Mann ein lebendiges, facettenreiches, sehr persönliches Goethebild zeichnet. Aber schon ein Blick auf die Entstehungszeit des Werkes – 1936 bis 1939 – lässt erkennen, dass „Lotte in Weimar“ ein höchst politisches Buch ist.
Der deutsche Schriftsteller Thomas Mann schreibt seinen Roman im Exil. Ihn beschäftigt die brennende Frage, worin wahres Deutschtum, worin die wahre deutsche Kultur besteht und wer sie repräsentiert: die von nationalsozialistischem Rassenwahn und Völkerhass verblendeten Deutschen und deren Rädelsführer oder die humanistische Tradition der deutschen Geistesgeschichte. Um eine Antwort auf die Fragen zu finden, zeigt Thomas Mann die Haltungen des Menschen und des Dichters Goethe gegenüber den vielfältigen Problemen der napoleonischen Zeit und setzt sie in ein spannungsreiches Verhältnis zur bedrückenden Gegenwart der enddreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts.
In Goethe, den die Nationalsozialisten ideologisch vor ihren Karren des Völkerhasses zu spannen versuchten, sieht und gestaltet Thomas Mann den großen Repräsentanten wahrer deutscher Kultur und verteidigt die humanistische Tradition des deutschen Bürgertums gegenüber der nationalsozialistischen Barbarei.
„Lotte in Weimar“ erschien 1939 in den USA, wohin Thomas Mann seine Flucht vor den Nationalsozialisten inzwischen geführt hatte. Den 80 Millionen Deutschen war es verboten, Thomas Manns Botschaft zu lesen.

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