Goethe Gesellschaft Gera e.V. » 5. Mai 2011 Vortrag von Hartmut Heinze

5. Mai 2011 Vortrag von Hartmut Heinze

erstellt am: 05.05.2011 | von: admin | Kategorie(n): Rückblick

Friedrich Bury, Goethes zweiter Fritz“, Vortrag von Hartmut Heinze (M. A.) Berlin

Als Goethe 1786 in Tischbeins römische Wohnung einzieht, wurde auch der junge Maler Friedrich Bury aus Hanau sein Hausgenosse. Nach Anfängen an der Hanauer Zeichenakademie und der Düsseldorfer Akademie zog Bury (geb. 1763) 1782 nach Italien, seit 1784 ist er in Rom tätig. Wegen seines heiteren Wesens gewann Goethe den jungen Maler lieb und nannte ihn brieflich „seinen zweiten Fritz“ in Anspielung an den Sohn von Charlotte von Stein. Bury begleitete Goethe oft in Rom und kopierte auch nach Goethes Abschied 1788 im Auftrag Goethes viele Kunstwerke (Michelangelo, Tizian, Caracci). Goethe empfahl den Maler der Herzogin Anna Amalia sehr, so dass Bury zu ihrer engeren Umgebung in Rom gehörte. Bury begleitete Anna Amalia auch auf ihrer Rückreise 1790 von Rom bis Venedig und Mantua.
Nach dem rührenden Abschied von Goethe blieb der Maler noch in Mantua und Florenz, um im Auftrag Goethes Kopien von Giulio Romano Mantegna und anderen zu schaffen, was er in Rom fortsetzte. 1799 verließ Bury Italien, wohl wegen der Kriegsläufte und um in Deutschland neue Aufträge zu erhalten. Zuerst in Hanau bei der Familie schuf er mehrere familiäre Porträts, dann wandte er sich nach Weimar, wo er bis Anfang August 1800 blieb. Hier schuf er etliche Porträts, auch von Goethe, suchte ein Stipendium zu erhalten, von der Herzogin oder Goethe, doch ohne Erfolg. Goethe hatte die Künstler Heinrich Meyer und Lips nach Weimar geholt und hatte schon 1788 Bury an Anna Amalia zwecks Anstellung empfohlen. Aber Bury wollte seinerzeit in Rom bleiben, und auch 1800 wollte er wieder nach Rom zurückkehren. Möglich, dass er ungeschickt taktierte oder auch wirklich keine Anstellung möglich war; jedenfalls reiste er nach Berlin weiter, um dort zu reüssieren und Aufträge zu akquirieren.
Auch hier hielt er an seinem Traum fest, danach nach Rom zurückzukehren. In Berlin stellte er mehrere seiner Werke aus, u. a. das viel besprochene und seit 1846 verschollene Ölporträt Goethes. Empfehlung von Herzog Carl August nach Berlin brachten Bury zahlreiche lukrative Porträtaufträge und Lehraufträge für Malunterricht für mehrere Prinzessinnen. Bury wurde ein gesuchter Porträtmaler in Berlin und Potsdam, nach 1814 in Kassel, Hanau, Den Haag und Brüssel. Davon zeugen noch heute seine Meisterwerke in den Kunstgalerien von Kassel, Berlin,, Den Haag, Meiningen, Weimar und Oldenburg. Natürlich finden sich Burys Werke insbesondere in den Goethe-Museen Weimar, Frankfurt/M. und Düsseldorf.
1808 in Karlsbad, 1816 in Weimar sah Bury Goethe wieder. Aber der Weg Burys nach 1800 war ein eigenständiger, den es noch recht zu würdigen gilt. 1823 starb er in Bad Aachen.

|

Kommentar schreiben

Kommentar