Goethe Gesellschaft Gera e.V. » Buch-Präsentation „Goethe und der Osten Thüringens“

Buch-Präsentation „Goethe und der Osten Thüringens“

erstellt am: 12.09.2013 | von: beke | Kategorie(n): Rückblick

Vorstellung unserer Broschüre „Was thust du für Gera? du Treiber – Goethe und der Osten Thüringens“ im Kommunikationszentrum der Sparkasse Gera- Greiz, am 12. September 2013

Nach monatelangen Bemühungen war es endlich soweit: Wir konnten der Öffentlichkeit unsere erste Publikation „Was thust du für Gera? du Treiber – Goethe und der Osten Thüringens“ vorstellen. Neben den Autoren konnten wir Dr. Jochen Golz, Präsident der Weimarer Muttergesellschaft, Frank Hrouda, Museum für Naturkunde Gera, Kornelia Meyer und Matthias Wagner, Stadtmuseum Gera, und von unseren Sponsoren Mike Perzel, Näherei Zeulenroda, und Heiko Sittig, Gebietsweinrepräsentant Gera, begrüßen.
Cornelius Hermann (Cello) und Peter Wiegand (Violine) sorgten für die musikalische Umrahmung. Herr Kullessa von Brendels Buchhandlung bestritt den Büchertisch.
Michael Roth, Leiter unserer Autorengruppe, verwies in seiner Festansprache darauf, dass die Geraer Goethe-Gesellschaft stolz darauf sein könne, nun erneut ins Kommunikationszentrum der Sparkasse einladen zu dürfen, nachdem „wir bereits mit einem sehr informativen Vortrag von Friedrich Schorlemmer am Vorabend des Goethe-Geburtstages mit 160 Zuhörern eindrucksvoll auf unsere Gesellschaft aufmerksam gemacht haben“.
Michael Roth führte weiter aus: „Goethes Tätigkeit als Naturforscher, die sein Weltbild entscheidend mitprägte und mannigfaltige Spuren in seinen dichterischen Werken hinterließ (Wahlverwandtschaften), ist in ihrer Bedeutung erst spät erkannt worden. Er hörte bereits in der Straßburger Zeit naturwissenschaftliche und medizinische Vorlesungen, und während seines gesamten Lebens weckten vor allem geologische, physikalische und biologische Studien immer wieder sein Interesse.
So konnten wir in unserer Broschüre herausarbeiten, dass Goethe großes Interesse an der Geraer Schaumerde zeigte. Unter diesen Gesichtspunkten rückt Gera von Carlsbad aus, wo er seinerzeit weilte, am 1.07.1808 in sein Gesichtskreis. Durch J. J. v. Flanz vermittelt, spricht Goethe mit dem Geraer Arzt Dr. Jani. Zurück in Weimar, gibt er Herrn von Leonhard (Assessor, zu geologischer Qualifizierung angehalten) davon am 18. November 1808 schriftlich Kenntnis.
Ein astronomisches Ereignis, der Pohlitzer Meteorfall, stieß allgemein auf großes Interesse, nicht nur in der Region. Zur Sammlung Goethes gehören auch einige Meteoritenstücke. Carl Ludwig Schottin aus Köstritz macht Goethe auf den Stein in seinem Brief vom 19. Oktober 1819 aufmerksam.
Dass Goethe zeit seines Lebens alle neuen Erscheinungen in der Welt der Geologie mit Aufmerksamkeit verfolgte, zeigt sich auch an dem folgenden Thema. Im Rahmen unserer Recherchen wurde bekannt, daß er von einem seltenen Ereignis in Thüringen Informationen durch eine Zeitung erhielt: ,Nachricht vom Bohren auf Salz ohnweit Gera‘. Er hat diese Angelegenheit dann auch aufmerksam verfolgt, denn er kann einigen Freunden später detaillierte Auskunft erteilen. So schrieb er am 20. Juni 1823 an von Sternberg: ,Die Bohrversuche wurden auch in unserer Gegend vorgenommen, doch scheinen sie in der neueren Zeit zu stocken. Bei Gera ging man sehr tief in den bunten Sandstein;…‘
Einer Notiz von 1809 zufolge, schenkte Goethe viel Aufmerksamkeit einer Sammlung Köstritzer Ausgrabungen und Altertümer metallener Geräte von unbekannten Formen. Ein Brief Goethes vom 11. Mai 1814 gewährt uns einen Einblick in seine vielfältigen Interessen sowohl als Privatperson als auch als Minister. So sehen wir, dass wissenschaftliche Interessen Goethe und Ostthüringen näher zusammenbrachte. Jedoch nicht nahe genug für einen dauerhaften Kontakt.
Die Recherchen sowie die Erstellung aller Beiträge für diese Dokumentation war für unsere kleine Gesellschaft eine echte Herausforderung. Dies hatte aber den zusätzlichen Effekt, dass schon recht zeitig über die Beiträge der einzelnen Referenten diskutiert wurde.
Friedrich Schiller, ein Zeitgenosse Goethes hat es mit den Worten beschrieben: ,Nur Fülle führt zur Klarheit.‘ Die Fülle ist hier nicht nur die Fülle der Erfahrungen, sondern auch die Fülle der Begriffe und der verschiedenen Arten und Formen, über Phänomene in der Wissenschaft zu reden.
Ein Einwand Goethes, zur angewandten Methodik der Naturwissenschaften richtete sich gegen das Auseinanderfallen der Begriffe Richtigkeit und Wahrheit. Wahrheit war für Goethe vom Wertebegriff nicht zu trennen. Das unum (Einheit), bonum (Wahrheit) und verum (Gutheit) war für ihn der einzig mögliche Kompass nach dem sich der Mensch richten sollte.
Sein Gesamtschaffen nährt sich aus seiner Kraft des Dichtertums. Erweitert und gefördert hat er jeden Einzelberuf, jede Fachwissenschaft, von der Steinkunde bis zur Erkenntnislehre. Man kann viele Meinungen, die im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte in Natur, Historie, Kunst, Wissenschaft und Politik zutage kam, von ihm herleiten oder bekräftigen, aus ihm berichtigen oder widerlegen. Kennt man die Anlässe seiner Äußerungen nicht, zum Beispiel seinen jeweiligen Gesprächspartner oder Korrespondenten, übersieht man den Werkzusammenhang, dem man seine Lehren entnimmt. Von daher haben wir dem Studium der Quellen besonderes Augenmerk geschenkt. ,Gut Ding will Weile haben‘, ist ein deutsches Sprichwort und bestätigt sich, wenn wir uns daran erinnern, wie lange wir mit großer Liebe an dieser Broschüre gearbeitet haben. Bei den meisten Liebesgeschichten ist es leider so, dass das Happy End eher am Anfang kommt und nicht am Ende, wohin es viel besser passen würde. In unserer Beziehung zu Goethe und Ostthüringen aber kommt das Happy End genau zum richtigen Zeitpunkt. Heute. Hier. In Gera. In Form dieser Dokumentation.
Vom alten Goethe gibt es ein leises Wort: ,Wer nicht verzweifeln kann, der muss nicht leben.‘ Noch kurz vor seinem Tode stemmte er gegen die Qual den heiteren Trostvers: ,Wie es auch sei, das Leben, es ist gut.‘
Der Fleiß, die Wissbegier und der Optimismus der Mitglieder unserer Gesellschaft, sowie der Menschen in unserer Region, trugen maßgeblich zum Gelingen dieses Projektes bei. Die Arbeit an den Texten der Autoren soll dem Leser ein Stück Heimatverbundenheit vermitteln.“
Michael Roth dankte den beiden Autoren Karl Silbermann und Dieter Bauke, dass sie aus ihren umfänglichen Texten bestimmte Passagen und Erkenntnisse anderen Autoren freizügig zur Verfügung stellten, so dass jene ihre Texte erweitern und auch Doppelungen vermieden werden konnten.

Sodann wurde ein Grußwort von Verleger Dr. Harald Frank verlesen, der aus Urlaubsgründen an der Präsentation nicht teilnehmen konnte.
Es heißt darin: Anfang des Jahres besuchte mich Herr Kemter, Vorsitzender der hiesigen Gruppe der Goethe-Gesellschaft, um mich für das Projekt einer Festschrift zu begeistern. Sein großes Problem: die Finanzierung und der Vertrieb. Wie es der Zufall so will, gehört zu unserer Druckerei auch ein kleiner Zeitungs- und Buchverlag, in dem ausschließlich lokale und regionale Druckschriften verlegt werden. Wir wurden uns also einig, das Werk liegt vor, der Preis beträgt 9,50 Euro und soll Leser, Goethe-Enthusiasten und Verlag erfreuen. Selten war eine Druckschrift so akribisch vorbereitet worden, Autoren, Lektoren und Korrektoren waren einem hohen wissenschaftlichen Anspruch verpflichtet.

Dr. Golz ging umfänglich auf die Historie der Weimarer Goethe-Gesellschaft und ihrer Ortsvereinigungen ein. Die erste Ortsvereinigung wurde 1917 in München gegründet. Vieles war im Verhältnis der Muttergesellschaft zu ihren Ortsvereinigungen zu klären. Heute zählt die Weimarer Gesellschaft ca. 3000 Mitglieder, ihre Ortsvereinigungen bringen es auf ca. 7000. Es gibt zudem ausländische Gesellschaften.
Die Weimarer (hierbei insbesondere Geschäftsführerin Dr. Petra Oberhauser – B. K.) haben die Geraer Publikation begleitet. Selten gebe es den Glücksfall, dass eine Ortsvereinigung eine Publikation herausbringen kann, die Goethe und seine Beziehungen zur jeweiligen Stadt und Region vorstellt. Viele Perspektiven werden in diesem Büchlein sichtbar, die bis zu Goethes Verhältnis zu Köstritz als Zentrum deutscher Dahlienzucht reichen. Der Begriff „Treiber“ im Buchtitel, der aus einem Brief Goethes an den Schweizer Freund und Theologen Lavater stammt, soll wohl das ausgesprochen aktive Wirken Lavaters auf sozialem Gebiet animieren. Der Titel nimmt Bezug auf den großen Stadtbrand in Gera von 1780. Lavater soll fleißig für die Opfer dieser Brandkatastrophe sammeln (was auch geschah). Überraschende Aspekte gewähre bereits das Inhaltsverzeichnis, so Dr. Golz weiter und verwies auf die Steinsalzlagerstätten, auf den Löbichauer Musenhof und Tannenfeld. Auch reußische „Heinrichs“ kämen mit ihren Beziehungen zu Goethe zu Wort. Die Autoren haben somit ein kulturgeschichtliches Panorama geöffnet.
Alle anwesenden Autoren erhielten ein Freiexemplar und eine Rose.

Im Namen der Autoren ergriff Elke Sieg das Wort. Sie sagte: Heute ist ein besonderer Tag für die Goethe-Gesellschaft Gera und vor allem für die Autoren, Organisatoren, unseren Lektor und den Verleger unserer Broschüre. Wir feiern die Fertigstellung unserer Broschüre „Goethe, Gera und der Osten Thüringens“.
Sicher, ich höre schon die Frage: „Gibt es nichts Wichtigeres?“
„Braucht die Menschheit noch eine Broschüre mehr über Goethe?“
„Beschäftigen sich nicht schon genug Studenten, Germanisten, Wissenschaftler, Doktoren und Professoren mit dem Leben und Werk von Johann Wolfgang von Goethe?“ – Wie viele Diplom- und Doktorarbeiten, wissenschaftliche Untersuchungen, Aufsätze und Sammlungen zum Thema Goethe füllen die Regale von Fachbibliotheken und Archiven. Und dann tritt ein an Mitgliederzahl so kleiner Verein aus der „thüringischen Provinz“ an und will sich in den Kreis der „Publizisten“ einreihen.
Ganz schön mutig.
Zu einem lebendigen Vereinsleben gehört eben nicht nur der Besuch von Vorträgen, das Konsumieren von Bildung, sonder auch eigenes Tätig werden. Und so hatte sich eine Gruppe von Arbeitswilligen gefunden, die ihren Betrag am Gelingen dieses anspruchsvollen Vorhabens leisten wollten, eine Broschüre zum Thema „Goethe, Gera und der Osten Thüringens“ herauszugeben. Erste feste Größe für unsere Arbeit war eine Liste von Namen – Namen von Persönlichkeiten aus Gera und dem näheren Umfeld, die in irgendeiner Form Kontakt zu Goethe und Weimar gehabt haben könnten. Dazu kamen weitere Anstriche, wie Geraer Schaumerde oder der Pohlitzer Meteoritenfall. Einige unserer Autoren konnten schon auf eigene Faktensammlungen Vorträge oder Niederschriften zurückgreifen, andere betraten für sie literaturhistorisches Neuland. Für alle galt es zu recherchieren, Bibliotheken, Archive, Museen und das Internet zu durchforsten.
So manche Enttäuschung musste verkraftet werden, wenn trotz intensiver Suche eine kurze Briefnotiz, eine Bemerkung in einem Aufsatz oder nur eine von früheren Autoren gemachte Vermutung nicht weiter vertieft werden konnte, keine Belege aufzufinden waren oder sich manche Quellen gar als fehlerhaft herausstellten.
Auch solche „Negativerkenntnisse“ haben wir dann in unserem Arbeitskreis diskutiert und über das weitere Vorgehen beraten. Manches musste verworfen werden, anderes Quellenmaterial wurde ausgetauscht, und wir halfen uns gegenseitig mit Hinweisen und Ratschlägen. Am Ende galt es aus einer Sammlung von Fakten und Zitaten einen lesbaren Text zu gestalten: „Wie verpacke ich das Ganze wissenschaftlich korrekt und trotzdem unterhaltsam zu lesen?“ Wollen wir doch mit unserer Broschüre einen breiten Kreis von Lesern erreichen – sowohl das Interesse für Goethe und die Goethezeit, als auch für die Region Gera und Ostthüringen wecken. Vielleicht gelingt es sogar, den einen oder anderen Touristen und Goethefreund aus Weimar zu uns ins Ostthüringer Land locken oder neue Mitglieder für unseren Verein zu werben.
Sicher findet der Leser in jedem Text ein wenig den Autor wieder, seine ganz eigene Position zum Schaffen und zur Person Johann Wolfgang von Goethes.
Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Arbeit, die der Leiter unserer Autorengruppe, Michael Roth, leisten musste. Es waren Termine zu koordinieren, und er musste alle Fäden in der Hand behalten. Oder denken wir an das Arbeitspensum, das unser Lektor, Bernd Kemter, geleistet hat, indem er die Beiträge einordnete und letzte Ecken und Kanten in den Formulierungen glättete. Oder denken wir an die von ihm selbst als „Ochsentour“ bezeichnete Arbeit, noch einmal jedes Zitat auf korrekte Quellenangabe und auf Richtigkeit bis hin zum letzten Komma zu prüfen.
Ohne die freundliche Unterstützung im Layout durch Martin Kemter und
ohne unseren Verleger, die Druckerei Frank, hätten wir immer noch nur ein Bündel Manuskriptseiten in der Hand.
Im Namen aller Autoren möchte ich also Danke sagen.
Nun freue ich mich darauf, in den nächsten Tagen, in aller Ruhe die fertige Broschüre in die Hand zu nehmen und durchzublättern. Ich wünsche mir und uns, dass nicht nur unser „Autorengrüppchen“ das Heft zur Hand nehmen wird, sondern es auch vielen andern Goethefreunden ein paar unterhaltsame, anregende und bildende Augenblicke vermitteln mag.
Soweit Elke Sieg.

Ein musikalischer Vortrag beschloss die gelungene Veranstaltung.
B. Kemter

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